Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 7. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 51. 
Der maschinelle Theil der Anlage, die Lieferung und In¬ 
stallation der Turbinen und Dynamomaschinen wurde der 
Firma Ganz & Co. übertragen, den elektrotechnischen 
Theil übernahm Ingenieur Oscar von Miller in München, 
die Erbauung der Wasserkraftanlage wird unter Controle 
des Civilingenieurs C. Huber von der Bauunternehmung 
P. Ammann ausgeführt, deren Inhaber, Ingenieur 
W. Faehndrich, schon seit Beginn des Baues die Arbeiten 
in Meran leitet. Die Wehresanlage, welche aus Portland- 
cement-Stampfbeton hergestellt wurde, ist beendet, der 
Durchschlag des von zwei Angriffspunkten binnen Jahres¬ 
frist getriebenen Tunnels vollzog sich mit grösster Ge¬ 
nauigkeit am 18. October v.J.; jetzt wird an der Bohrung 
des Schachtes und an der Fertigstellung des Zulaufcanals 
gearbeitet, bald kann mit der Montierung der Turbinen 
und Dynamos in dem bis dahin errichteten Maschinen¬ 
hause begonnen werden, während gleichzeitig die noth- 
wendigen elektrischen Installationen zur Ausführung 
kommen, und schon im Herbste 1897 dürfte die ganze 
Anlage dem Betriebe übergeben werden. 
Die Beurtheilung des Eisens in der Praxis. 
Unter „Eisen“ im landläufigen Sinne werden von den 
drei verschiedenen Arten dieses Metalls — Roheisen, 
Schmiedeisen und Stahl — nur die beiden ersteren ver¬ 
standen; über diese sollen im nachstehenden, und zwar 
im Hinblick darauf, wie sie in der Praxis zu beurtheilen 
sind, einige Angaben folgen. 
Beim Roheisen unterscheidet man: weisses Roheisen 
(silberweissglänzend), graues Roheisen (hell bis dunkel¬ 
schwarzgrau) und halbiertes Eisen. Beim Einkauf muss 
man sich vorerst über den Zweck klar sein, zu dem das 
Eisen verwendet werden soll. Weisses Roheisen kann 
als Gusseisen nicht verwendet werden, weil es nicht dünn¬ 
flüssig wird, mit stumpfen Ecken und concaver Ober¬ 
fläche erstarrt und sich wegen seiner Härte schlecht ver¬ 
arbeiten lässt. Das beste weisse Roheisen ist das Spiegel¬ 
eisen, das schön krystallinisch, härter, glänzender und 
dünnflüssiger als die anderen Sorten ist und bis 30°/0 
Mangan enthält, wodurch es sich leichter zu Stahl ver¬ 
arbeiten lässt. Weisses Roheisen (Schmelzpunkt 1400 bis 
1500° 0.) wird in der Regel nur zur Herstellung von 
Schmiedeisen und Stahl verwendet, niemals jedoch als 
Gusseisen. Graues Roheisen ist das eigentliche Giesserei- 
eisen (Schmelzpunkt 1100 bis 1200° C.), das behufs Her¬ 
stellung von Schmiedeisen und Stahl gefeint, d. h. zu 
weissem Roheisen umgewandelt werden muss. Eine Le¬ 
gierung beider Eisenarten ist das halbierte (Forellen-) 
Eisen. Dieses ist billiger, wie graues Roheisen. 
Das Schmiedeisen, welches auch Stabeisen genannt 
wird, weil es im Handel in Gestalt von Stäben vorkommt, 
ist von sehnigem, körnigem Gefüge und erst bei 2100° 0. 
schmelzbar. Es enthält 0*1 bis 0*5°/0 Kohlenstoff chemisch 
gebunden. Je weniger Kohlenstoff das Eisen besitzt, 
desto weicher ist es, zuviel bewirkt Rothbruch. Roth- 
bruch gestattet Verarbeitung in der Kälte, aber nicht in 
der Wärme. Der umgekehrte Fall findet bei Kaltbruch 
statt, der das Schmieden in der Hitze zulässt. Faulbruch 
erlaubt weder das eine, noch das andere. Das neutrale 
Eisen ist frei von diesen üblen Eigenschaften. Ferner 
unterscheidet sich das Schmiedeisen noch als „trocken“ 
und „schlackig“. Alles Eisen hat mehr oder weniger 
Schlacke und zwar von 1 bis 3°/o. Hat es zu wenig 
Schlacke, dann ist das Eisen krystallinisch anstatt sehnig, 
und es wird als trockenes Eisen bezeichnet. Trockenes 
Eisen hat manchmal eine ziemlich hohe Bruchgrenze, 
aber geringe Dehnung. In den meisten Fällen hat es 
jedoch geringe Stärke und Dehnung zugleich. Eisen wird 
auch häufig durch Sand, Asche und Oxyde verunreinigt. 
Ein weiterer Uebelstand tritt ein, wenn das Eisen kurz¬ 
sehnig ist. Kurzsehniges Eisen entspricht meist den An¬ 
forderungen der Lieferungsbedingungen, ist aber nichts¬ 
destoweniger nicht sehr empfehlenswert. In solchen und 
ähnlichen Fällen tritt die Frage manchmal an den In¬ 
genieur, ob solches minderwertige Material nicht besser 
zurückzuweisen sei, trotz erfüllter Lieferungsbedingungen. 
Dies ist selbstverständlich unter Umständen eine heikle 
Frage, und wer das thut, muss schon recht sattelfest 
sein, um seinen Standpunkt behaupten zu können. Prak¬ 
tische Erfahrung ist in solchem Falle der einzig sichere 
Führer. Ein Uebelstand, welcher sich sehr häufig geltend 
macht, ist die absichtliche oder unabsichtliche Beimischung 
von weichem Stahlschrot zum Eisen. Durch eine Ein¬ 
lage von Stahlstücken in das Eisenpacket wird die Festig¬ 
keit und Dehnung bedeutend erhöht und schlechtes Eisen 
wird dadurch den Lieferungsbedingungen entsprechend 
gemacht. Es wird heutzutage soviel weicher Stahl in den 
Werkstätten verbraucht, da^s es für die Eisenwerke un¬ 
möglich ist, Stahl und Eisen zu scheiden. 
Geschieht die Beimischung absichtlich, so kommt 
der Stahl womöglich in die Mitte oder auch als Zwischen¬ 
lage in das Packet. Da das Eisen eines höheren Hitze¬ 
grades bedarf, um es zur Schweissbarkeit zu bringen, so 
ist immer Gefahr vorhanden, dass das mit Stahl vermengte 
Eisen entweder schlecht geschweisst oder der Stahl ver¬ 
brannt wird. 
Gutes sehniges Schmiedeisen kann einen sehr hohen 
Hitzegrad vertragen, ehe es verbrannt wird. Selbst nach¬ 
dem es stark überhitzt ist, kann solches Eisen wieder 
annähernd auf seinen ursprünglichen Zustand zurückge¬ 
führt werden, so zwar, dass dasselbe wieder allen An¬ 
forderungen der Lieferungsbedingungen entspricht. Wie 
gesagt, aber nur annähernd, denn die Ueberhitzung kann 
das Eisen nie und nimmer verbessern, sondern nur 
schädigen und der Schaden kann nie wieder durch nach¬ 
folgende Bearbeitung vollständig gut gemacht werden. 
Die bekanntesten Roheisen-Marken sind nach „Kraft und 
Licht“: a) Weisses Roheisen: Spiegeleisen; Hörder, ohne 
Roh-Mangan; Ferro-Mangan; Grelles; Weiss-Strahleisen; 
Weisseisen (Holzkohlen) der Rothe Hütte, b) Graues Roh¬ 
eisen: Deutsche Marken: Nr. I: Nr. II; Hörder Nr. I; 
desgleichen Nr. III. — Schottische Marken; (Colness, 
Langloan, Gartsherry, Sumerlee); Nr. I. — Quarter, Monk- 
land, Elkington, Kinneil; Nr. I; — Engl. Middelsbrough- 
Marken(Ayresome, Ormesby, Linthorge, Clarence, Claylane, 
Cleveland, Newport, Yorkshire); Nr. I; Nr. III. — Luxem¬ 
burger Nr. I. bis Nr. IV. — Deutsche Hämatit-Roheisen 
(Gutehoffnung, Schalker, Phönix, Bochumer Verein, Union); 
Nr. III. — Aus Somorostro-Erzen (span.) Nr. I aller Firmen. 
Englische Hämatit-Roheisen (Askam, Cumberland, Harring¬ 
ton, Millom, Maryport) Nr. I, Nr. III. — Holzkohlen-Roh- 
eisen: Ilsenburg (grau, grell); Mariazell (Steiermark, grau 
halbiert); schwedisches (Finspong, halbiert für Kanonen¬ 
guss). F. Sch.
	        
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