Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Nr. 18. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 141. 
geschlossene Hebel mit Gegengewicht versehen, so tönt 
die Pfeife so lange, bis der Hebelzug vom Maschinisten 
wieder umgelegt wird. Die von W. Pratt in Bristol an¬ 
gegebene Anordnung wurde neulich auf der West- 
Lancashire-Bahn erprobt und bewährte sich, recht gut, 
so dass die Einführung der neuen Warnvorrichtung auf 
dieser Bahn wahrscheinlich sein wird. 
Einen Thurm mit durchweg elektrisch bethätigtem 
Schlag- und Läutewerk besitzt jetzt die Kirche eines 
Spitals in New-York. Nicht allein, dass mit Hilfe einer 
Accumulatoren-Batterie die Klöppel der Stunden- und 
Viertelglocke automatisch angezogen und zum Anschlag 
gebracht werden, befindet sich auch unten im Thurm 
ein clavierartiges Tasteninstrument, mit welchem beliebige 
Melodien auf dem aus zwölf Glocken bestehenden Glocken¬ 
spiel zu Gehör gebracht werden können. Die Einrichtung 
ist eine verhältnismässig einfache und besteht darin, dass 
jedem Klöppel eine Kette angeschlossen ist, die zu einem 
cylindrischen, den Kern eines sogenannten Solenoides 
bildenden Eisenstück führt. Diese Solenoide bilden 
schraubenförmige Drahtspiralen, welche in die von der 
Accumulatoren-Batterie kommende Stromleitung einge¬ 
schaltet und die durch das Niederdrücken einer der Tasten 
des clavierartigen Instrumentes momentan geschlossen 
werden, wodurch die Spule magnetisch erregt und der 
Eisenkern in diese gezogen, mithin der Klöppel der 
betreffenden Glocke angeschlagen wird. Jede Taste 
ist nun einer anderen Glocke durch gesonderte Leitung 
in beschriebener Weise angeschlossen nnd so das Spiel 
einfacher Melodien ermöglicht. Ausserdem ist auch noch 
ein mechanisches Spielwerk vorhanden, wo eine sich 
drehende Stiftenwalze Contacte erzeugt, welches abends 
um neun Uhr einen Choral ertönen lässt und von dem 
Uhrwerk ausgelöst wird, während das durch die Olaviatur 
bethätigte Sonntags beim Gottesdienste Anwendung findet. 
Ein Eisenbalmtunnel, der zur Cultur von Champignons 
benutzt wird, ist ein Ouriosum, welches seinem Vater¬ 
lande England einmal wieder recht entspricht, welche 
Plantage jedoch, was die Hauptsache ist, den praktischen 
Unternehmern viel Geld einbringt. Die Anlage betrifft 
die Champignonzüchterei der Scotish Mushroom Company 
zu Edinburgh, welche zur Cultur der schmackhaften 
Pilze einen alten verlassenen Eisenbahntunnel eines ver¬ 
unglückten Eisenbahn-Unternehmens ankaufte, der etwa 
1000 Meter lang zur Anlage der Pflanzungen hergerichtet 
wurde, wozu nicht weniger wie 3000 Tonnen Erde und 
Dünger erforderlich waren. In dem dunklen, kühlen und 
feuchten Tunnel gedeihen die „Mushrooms“ nun bestens 
und wird das marktreife Product mittelst einer eigenen 
Schmalspurbahn, deren Geleise durch den Tunnel führt 
und die man aus den Trümmern des früheren Eisenbahn¬ 
unternehmens const.ruiert hat, nach Edinburgh und von 
da in den Handel gebracht. Ein Seitenstück hat das 
originelle Unternehmen übrigens in Rumänien, wo eben¬ 
falls ein verlassener Eisenbahntunnel zwar nicht als Pilz¬ 
garten, sondern als Weinkeller ebenfalls besser wie in 
seiner ursprünglichen Benutzung sich rentiert. 
Eine merkwürdige Erscheinung bot eine kürzlich 
in Paris bei einer Fundamentausschachtung auf dem 
Grundstück eines früheren Klosterkirchhofes aufgefundenes, 
in einem Bleisarg enthaltenes Skelett, bei welchem die 
Schädelhöhle, die Augenhöhlen und verschiedene Knochen- 
theile mit nadelförmigen glasartigen Krystallen gänzlich 
erfüllt und bedeckt waren, von denen die grössten etwa 
zehn Millimeter Länge hatten. Die merkwürdige, bisher 
bei Leichen noch nicht beobachtete Mineralbildung wurde 
bei der Untersuchung als aus saurem phosphorsaurem 
Kalkhydrat bestehend erkannt, hatte also wesentlich 
dieselbe Zusammensetzung wie die Knochen ; es findet 
sich in der Natur unter dem Namen Brushit ein ähnlich 
zusammengesetztes Mineral, aber sehr selten, und zwar 
auf den Guano-Ablagerungen der Antillen vor, wo auch 
die Entstehung aus organischen Producten zweifellos ist. 
Ueber die gesammte Steinkohlen-Production der 
Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1896 
liegt nunmehr die complete Zusammenstellung der 
amerikanischen Bergbauverwaltung vor, nach welcher im 
Ganzen 190,639.959 Tonnen im Werte von 195,557.649 
Dollars gefördert wurden. Im allgemeinen ist ein geringer 
Rückgang der Production gegen das Vorjahr zu ver¬ 
zeichnen, ebenso sind die erzielten Preise niedriger wie 
im Vorjahre, so dass selbst unter Berücksichtigung der 
erwähnten Minderförderung sich noch eine Mindereinnahme 
von 1,600.000 Dollars ergibt. Obenan in der Production 
steht Pennsylvanien mit 50 Millionen Tonnen Steinkohle 
und 53 Millionen Tonnen Anthracit; sodann folgt Illionis mit 
20 Millionen Tonnen, West-Virginia und Ohio mit je 
12 Millionen Tonnen, Alabama mit 5 Millionen u. s. w. 
Eine bedeutende Zunahme der Förderung war in den 
Staaten Alabama, Colorado, Kentucky, Maryland und Texas 
zu verzeichnen, wogegen die Production von Indiana, 
Jowa, Kansas, Utah und Washington gegen das Vorjahr 
zurückblieb. 
Local-Baunotizen. 
Martin Göbl f. Am 8. d. M. verschied hier, der be¬ 
kannte Baumeister und Hauseigenthümer Herr Martin 
Göbl im 58. Lebensjahre und im 35. Jahre seiner Berufs¬ 
tätigkeit. Der Verstorbene, zu dessen Leichenbegängnis 
am 10. September sich viele seiner Fachcollegen und 
andere Industrielle des Baufaches einfanden, war ein 
tüchtiger Fachmann noch aus alter Schule, und ein streng 
reeller Geschäftsmann, was ihm namentlich in bürgerlichen 
Kreisen zu manchem namhaften Bau in unserer Landes¬ 
hauptstadt verhalf. Martin Göbl hatte sich Kränklichkeit 
halber schon vor einem Jahre vom Geschäfte zurück¬ 
gezogen. Einem Schlaganfall erlag der ehrenwerte Mann. 
Friede seiner Asche I 
Carbolineum Avenarius. Wenn man bisher auch 
schon auf verschiedene Arten versucht hat das Holz vor 
Fäulnis zu bewahren, so sind trotzdem noch so viele 
Holzbauten und Holzanlagen ungeschützt dem Verderben 
preisgegeben, dass man die täglich sich steigernden Holz¬ 
preise wohl begreiflich findet. Der Grund dieser noch so 
verhältnismässig durchgreifenden Anwendung der Holz 
conservierung ist darin zu suchen, dass die seither anzu 
wendenden Mittel wie z. B. Oelfarben-Anstrich zu kost¬ 
spielig und die bekannten Methoden zu umständlich sind, 
als dass sie allgemein angewendet werden könnten. In 
dem vor 23 Jahren erfundenen „Carbolineum Avenarius“ 
ist uns jedoch ein Mittel an die Hand gegeben, dass allen 
Anforderungen in der Holzconservierung im vollsten 
Maße entspricht. Es ist nach den uns vorliegenden 
amtlichen und privaten Attesten ein Mittel, dass jedermann, 
der seine den Witterungseinflüssen ausgesetzten Holz¬ 
anlagen dauernd erhalten will, aufs beste anempfohlen 
werden kann. Carbolineum Avenarius wird für Oesterreich- 
Ungarn blos in der Oärbolineum-Fabrik Amstetten erzeugt 
und sind Anfragen und Bestellungen an das Bureau in 
Wien III., Hauptstrasse 84 zu richten.
	        
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