Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

der modernen wissenschaftlichen Doctrinen eine voll¬ 
ständig getreue Vorstellung zu machen. In der „Urania“ 
werden überdies eine Reihe von Vorträgen über wissen¬ 
schaftliche Themen gehalten werden, die sich die Auf¬ 
gabe stellen, unter Vorführung von Experimenten und 
Demonstrationen naturwissenschaftliche Themen in ge¬ 
meinverständlicher Form dem grossen Publicum ver¬ 
trauter zu machen. 
Abgesehen von den sechs vorgenannten grossen 
Veranstaltungen muss noch hervorgehoben werden eine 
Ausstellung der bosnischen Landesregierung, die in einem 
eigenen Pavillon die Leistungen der bosnischen Gewerbe 
und Kunstgewerbe theils in mustergiltigen Producten, 
theils in Arbeitsbetrieben vorführen wird. 
Ferner ist zu erwähnen der Pavillon der Stadt Wien, 
in welchem die epochemachende Umgestaltung, welche 
die Reichshauptstadt in den letzten fünfzig Jahren er¬ 
fahren hat, und insbesondere die grossen monumentalen 
Arbeiten, die eben im Zuge sind, eine zusammenfassende 
Darstellung finden sollen. 
Die Jubiläums-Ausstellung des nächsten Jahres wird 
sich gleichmässig ferne halten von dem Extrem einer 
allzu ernsten Fach-Ausstellung ohne jedes Beiwerk, wie 
andererseits von dem Extrem einer Ausstellung, die von 
dem Beiwerk überwuchert wird. Sie wird sich vor Augen 
halten, dass die Ausstellung nur dann ihren Zweck er¬ 
reichen kann, wenn sie zahlreich besucht wird, und sie 
wird sich deshalb bemühen, dem Publicum neben der 
Belehrung auch angenehmen Aufenthalt und Unter¬ 
haltung zu bieten. 
Durch Veranstaltung von Festen, welche theilweise 
auf dem Ausstellungsgebiete selbst, theilweise voraus¬ 
sichtlich auch auf dem neben dem Ausstellungsterrain 
gelegenen Trabrenn vereinsplatze veranstaltet werden, so¬ 
wie durch das stets abwechslungsreiche Bild der temporären 
Ausstellungen auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen 
Ausstellung wird stets für eine neue Attraction der 
Massen gesorgt werden, und hat sich die Ausstellungs- 
Commission auch die Aufgabe gestellt, durch Schaffung 
von passenden Verkehrsanlagen für den Massen transport 
des Publicums zu sorgen. 
Ausserdem wird durch die äussere Ausstattung der 
Ausstellung selbst, sowie des Parkes ein im höchsten 
Maße anziehendes und fesselndes Bild geschaffen werden, 
die Ausstellung wird in der allgemeinen Beleuchtung und 
in Beleuchtungseffecten den höchsten Anforderungen 
genügen, sie wird für ausgezeichnete Musik Sorge tragen, 
und die Commission wird sich vor Augen halten, dass 
gute und preiswürdige Speisen und Getränke eine unerläss¬ 
liche Bedingung des Massenbesuches sind. 
Fasst man nun diese vorstehenden, kurz gehaltenen 
Ausführungen zusammen, so dürfte wohl kaum daran zu 
zweifeln sein, dass unter normalen Verhältnissen der Er¬ 
folg der Jubiläumsausstellung Wien 1898 als gesichert 
anzunehmen ist. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Die Sicherheitsketten, wie man sie den Corridor- 
thüren vorzulegen pflegt, um die letzteren nur theilweise 
öffnen und mit zudringlichen, gefährlichen Besuchern 
durch den Spalt wie Pyramus und Thisbe sich unter¬ 
halten zu können, ohne dass dem zweifelhaften Fremdling 
der gewaltsame Eintritt möglich würde, bieten immerhin 
nur einen bedingten Schutz insofern, als es langfingerigen 
Virtuosen der Einbrecherzunft oft doch gelingt, nach 
Oeffnung des Schlosses die Kette aus dem Schlitzstück 
herauszuziehen. Diesem vorzubeugen, hat der Amerikaner 
Jacoby eine Sicherung erfunden, die als äusserst genial 
bezeichnet werden muss, da dieselbe eine Auslösung nur 
dann möglich macht, wenn die Thüre geschlossen ist. 
Dieser Zweck wird dadurch erreicht, dass die Kette durch 
einen an der Thüre befestigten in horizontaler und verticaler 
Ebene gelenkig drehbaren Hebel ersetzt wird, dessen 
freies Ende einen eiförmigen Schlitz hat. Am Thürpfosten, 
resp. dem ändern Theil der Thüre bei Flügelthüren, ist 
das Gegenstück befestigt, bestehend aus einem kleinen 
Winkelconsol, auf dem oben ein horizontaler Haken sich 
befindet, über dessen oberes Stück der eiförmige Schlitz 
des Hebels gelegt werden kann, so dass dieser davon 
gehalten wird; dieser Haken steht jedoch nun so zur Thüre 
resp. zu dem Schlitz im Hebel, dass das Einlegen des 
Hebelschlitzes in den Haken nur dann stattfinden kann, 
wenn die Thüre geschlossen ist, in welchem Falle nur 
die Längsrichtungen von Schlitz und Haken zusammen¬ 
fallen. Der Hebel hat in der Mitte noch ein Gelenk, um 
die theilweise Oeffnung der Thüre zu gestatten, wobei 
alsdann jedoch die schliessenden Theile kreuzweise zu 
einander stehen, so dass alsdann ein Abheben des Hebels 
vom Haken nicht möglich ist. 
Local - Baunotizen. 
Richtigstellung. Die Quaimauer am Umschlagplatze 
wurde nicht, wie wir letzthin mittheilten, von der Bau¬ 
unternehmung Gärtner & Comp., sondern von der Wiener 
Firma Redlich & Berger zur Ausführung gebracht, was 
wir hiemit berichtigen wollen. 
Zur Renovierung der Rathhausfagade. Die Reno¬ 
vierungsarbeiten an der Rathhausfagade gehen nur lang¬ 
sam vorwärts, da die Abstockung der Steingliederungen 
viel Zeit in Anspruch nahm und man mit dem Einsetzen 
der neuen Fenster nicht früher beginnen konnte. Behufs 
Versetzung der neuen Stiegenstufen in das erste Stock¬ 
werk musste der Eingang in das Gebäude mehrere Tage 
durch das rückwärtige Thor in der Rathhausgasse ge¬ 
nommen werden, was für viele fremde Besucher höchst 
unangenehm war, da der rückwärtige Trakt des Rath¬ 
hauses ganz verwinkelt ist, und sich niemand ohne 
Anweisung darin zurecht finden konnte. Prompt geliefert 
hat der Tischler seine Arbeiten, während die Schlosser¬ 
arbeiten längere Zeit auf sich warten liessen. 
Volksschule in Eferding. Nach dem Projecte des 
Linzer Stadtbaumeisters Herrn Franz Weiss lässt die 
Stadtgemeinde Eferding ein zweistöckiges Gebäude für 
eine Volksschule erbauen. 
Bildhauerarbeit. Im Atelier des Bildhauers Herrn 
Franz Stark wird das Modell für einen grossen Adler, 
der zur Bekrönung der neuen Landwehrkaserne dienen 
soll, ausgearbeitet. Der Adler, dessen beide Flügel vier 
Meter lang sind, soll aus Zinkguss hergestellt werden. 
Wasserleitung. Die vielbeschäftigte Installationsfirma 
Schmidt & Comp, hat den Auftrag erhalten, in der Villa 
Silier in Aschach a. d. Donau die Wasserleitung einzuführen. 
Pflasterungsarbeiten. Der Pflasterermeister und 
Asphalteur Herr Wilhelm Baudisch hat die Pflasterung 
Seite 184. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 17.
	        
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