Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Seite 122. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 16 
4. Grundwasserstands-Beobachtungen sind in gleicher 
Weise vorzunehmen. 
5. Consumtionsmessungen sind in der Nähe der 
wichtigsten Pegelstationen in solchem Umfange auszu¬ 
führen, dass die abfliessende Wassermenge nicht allein 
bei Nieder-, Mittel- und Hochwasser, sondern auch für 
die einzelnen Monate und Jahre hinlänglich festgestellt 
wird; aus diesen ist das Verhältnis der Abflussmenge 
zur Niederschlagsmenge zu ermitteln. 
6. Behufs genauer Prüfung der Messinstrumente sind 
einzelne Stationen und zwar thunlichst im Anschlüsse an 
technische Hochschulen in solcher Ausstattung einzu¬ 
richten, wie dies im Interesse einer exacten wissenschaft¬ 
lichen Forschung geboten erscheint. 
7. Der Wassergesetzgebung ist die grösste Aufmerk¬ 
samkeit zu widmen; namentlich sind auch Techniker zu 
der Mitarbeitung betreffender Gesetze heranzuziehen. 
Andere Nationen sind auf dem in Frage stehenden 
Gebiete seit längerer Zeit bereits nachdrücklicher, als wir, 
vorgegangen. Möge man auch bei uns dieser hochwichtigen 
Angelegenheit geeigneten Orts sehr bald die höchste 
Aufmerksamkeit widmen, um auf wissenschaftlichem 
Wege den Hochwassergefahren besser als jetzt Vor¬ 
beugen zu können. IF. S. 
Ueber Cement. 
Original-Artikel von F. K., Architekt und Cementtechniker. 
(Schluss.) 
Es wurde das leichte Material zur Verwendung be¬ 
antragt. — Zur Benennung dieses Vorgehens hat bekannt¬ 
lich M. Bloch in seinem Lexikon so unschöne Ausdrücke, 
dass ich sie hier nicht niederschreiben mag. 
Dasselbe gilt auch von solchen Qualitätsprüfungen, 
bei denen von jedem hydraulischen Bindemittel nur ein 
Probestück gemacht und dasselbe binnen einigen Wochen 
— daher von der Kreuzung der Festigkeit der hydrau¬ 
lischen Kalke mit jener der Cementkalke — geprüft 
wird. Denn, wer sich mit Oementprüfungen viel befasst 
hat, dessen Aufmerksamkeit wird es auch nicht entgangen 
sein, dass man mitunter von einer allgemein bekannten 
schwachen Ware ein günstigeres Resultat erzielt, als von 
einem anerkannt vorzüglichen Producte; und zwar selbst 
nach der Michaelis’schen Prüfungsmethode. Dies kann 
aus Zufall, kann aber auch absichtlich geschehen. 
Darum mache man gleichzeitig von jeder Gattung 
mindestens zehn Probestücke, welche auf einmal geprüft 
werden sollen. 
Hieher gehören noch andere Prüfungen auch; doch 
habe ich mir das nicht zur Aufgabe gestellt, um alle 
die Fälle zu recitieren. Dass die Qualitätsprüfungen an 
den Polytechniken mit der grössten wissenschaftlichen 
Präcision und gewissenhaft durchgeführt werden, ist eine 
längst bekannte Thatsache. Dasselbe gilt auch von dem 
Urtheile der Jury an den Ausstellungen. Doch sind diese 
vereinzelnden Prüfungen und Urtheile für den Oonsumenten 
von keinem praktischen Wert. Das Publicum weiss es ja, 
dass der Berg nicht zum Mahomed kommt, und es kann 
nur das geprüft werden, was man in das Polytechnikum 
oder in die Ausstellung bringt. Das kann nur ein Product 
einzelner ausgewählter, eventuell einer einzelnen Mergel¬ 
schichte sein; es kann aber auch ein fremdes Product 
sein, welches die Fabrik passiert, um geprüft zu werden. 
Das ist alles menschlich I 
Zu Controlprüfungen kann das Polytechnikum nicht 
dienen; das ist Sache der Bauorgane am Bauobjecte 
selbst. Wie diese durchzuführen sind, werde ich vielleicht 
später sagen können. Betreffs Vornahme und Mittheilungen 
von Festigkeitsresultaten, welche einzelne Fabriken an 
den Polytechniken durchführen lassen, und in Circularen 
in die Welt senden, habe ich zu bemerken, dass, wenn 
selbe nicht nach einer einheitlichen Methode gemacht 
werden, das Publicum nur irregeführt wird; denn es wird 
einem die Möglichkeit benommen, die Festigkeit der Pro¬ 
ducte verschiedener Fabriken miteinander zu vergleichen. 
Die Zugfestigkeit nach den Normen wurde inter¬ 
national acceptiert. Wenn eine Fabrik die Zugfestigkeit 
ihres Productes mittheilt, eine andere aber mit Druck- 
und Stauungsfähigkeiten eigener Art auftritt, weil die 
Festigkeit des Materiales in der Praxis de facto in dieser 
Weise in Anspruch genommen wird, so sieht das so aus, 
als wenn ein Baumeister das Mauerwerk oder den Beton 
wie üblich nach Körpermaß, ein anderer aber nach Meter- 
centnern und Kilogrammen veranschlagt, weil er das Bau¬ 
materiale durch die Bahn bezieht und nach Gewicht bezahlt. 
Solche Zeugnisse frommen einer Fabrik nicht, und das an¬ 
gehoffte Resultat bleibt immer ein „desiderium pium“. 
So gut es nun in Rom, wo nämlich Se. Heiligkeit 
der Papst wohnt, und in manchen Provinzhauptstädten, wo 
eine Hochschule existiert, heute noch Leute gibt, die weder 
lesen noch schreiben können, gibt es auch Architekten 
und Ingenieure, welche die Qualität eines hydraulischen 
Bindemittels richtig zu prüfen und zu beurtheilen ganz 
eminent verstehen. Diese halten das X für kein U und 
schwätzen und äffen das nicht nach, was ihnen irgend ein 
interessierter Fabrikant vormaclit. Und solche gab es auch 
früher. Ich möchte sie dem Namen nach anführeiv doch 
sind die Spalten dieses Blattes viel zu eng, um sie alle 
aufnehmen zu können. 
Unter den vielen Beispielen will ich nur eines er¬ 
wähnen, und zwar aus der Zeit, zu welcher es noch keine 
Normen gab, und auch keine Michaelis’sche und Doctor 
Hauenschild’sehe Apparate zur Prüfung von Gement. 
Es handelte sich um die Qualitätsprüfung der hydrau¬ 
lischen Bindemittel zum Baue einer auf 11/2 Millionen 
Gulden veranschlagten katholischen Kirche in Oesterreich. 
Es wurde betreffenden und höheren Orts der lobenswerte 
Beschluss gefasst, nur das beste im Lande erzeugte Bau¬ 
material zur Anwendung kommen zu lassen. Mit der 
Prüfung der Baumaterialien wurde die Kirchenbau- 
Oommission und in dieser der geistige Urheber des Baues 
und zugleich bauleitende Architekt betraut. Nun, dieser 
hat den Nagel auf den Kopf getroffen, und einen- Be^ 
schluss gefasst, den man nicht besser fassen kann. Es 
wurden ganze Wagenladungen der zu prüfenden hydrau¬ 
lischen Bindemittel — wo möglich am Landungsplätze — 
wie die Ware aus der Fabrik ankam, sofort abgenommen. 
Das war nur ein Product, welches die Fabrik auf den 
Markt bringt, und keines aus einer einzelnen Mergel¬ 
schichte und auch nicht aus einer fremden Fabrik. Aus 
jeder Sorte wurden besondere Betonschichten von 6—7 
Oubikmetern gemacht und den Einflüssen der Witterung 
ausgesetzt. Diese hat man ein Jahr hindurch einer sehr 
genauen Beobachtung unterzogen, und ihr Verhalten ab¬ 
gelauscht, schliesslich die Festigkeitsprüfung vorgenommen. 
Kurz, diese Prüfungen haben zu dem Endresultate ge¬ 
führt, dass die Arbeiten aus einem Cementkalke (Gement 
wurde nicht geprüft) bei höherer Festigkeit sich billiger 
hersteilen lassen, als aus einem hydraulischem Kalke.
	        
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