Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Seite 62. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 7. 
Bei Dächern mit anderen als in diesen Vorschriften 
angenommenen mittleren Neigungen genügt es annähernd, 
wenn die Gewichte im Verhältnisse der Sparrenlänge er¬ 
höht oder herabgemindert werden. 
8. Verschiedene Belastungen. 
Post- 
Nr. 
Benennung des Druckes 
Druck in 
Kilogramm 
pro m2 
1 
Schneedruck auf eine horizontale 
Fläche 
75 
2 
Winddruck auf eine Fläche senkrecht 
zur Windrichtung, gewöhnlich . . . 
120 
3 
Winddruck auf eine Fläche senkrecht 
zur Windrichtung bei einzeln stehen¬ 
den dem Windanpralle besonders aus¬ 
gesetzten Bauten 
150 
Die Windrichtung wird unter einem Winkel von 10° 
gegen den Horizont geneigt angenommen. 
Wird als grösste Belastung ein gleichzeitig auf eine 
Fläche wirkender Wind und Schneedruck angenommen, 
so ist es gestattet, den stärksten Druck für Schnee mit 1/2 
bis 3/4 des oben angegebenen Druckes in die Rechnung 
zu stellen, je nachdem das Dach steiler oder flacher ist; 
keinesfalls aber darf der Gesammtdruck kleiner als 75 kg 
pro Quadratmeter angenommen werden. 
Die Stabilität besonders exponierter Objecte, wie z. B. 
der Schornsteine, ist so zu berechnen, dass nicht blos 
das Object in seiner Gesammthöhe, sondern bei Führung 
jedes beliebigen Horizontalschnittes auch der über der 
Schnittfläche gelegene Theil dem Winddrucke mit einer 
mindestens zweifachen Sicherheit gegen Umkippen zu 
widerstehen vermag und die Beanspruchung des Mauer¬ 
werkes die zulässigen Grenzen nicht überschreitet. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
Sitzung vom 18. November. 
Bürgermeister Poche als Vorsitzender bringt folgen¬ 
des Schreiben zur Verlesung. 
„Geehrter Herr Bürgermeister! In Anbetracht der 
grossen Wohnungsnoth für die Armen wäre ich gesonnen, 
der Gemeinde Linz behufs eines Neubaues für Unbemittelte 
die Summe von 64.000 fl. zur Verfügung zu stellen und 
hätte, wenn der Grund hiezu unentgeltlich überlassen 
würde, den Platz in Aussicht genommen, der in der 
Prunnerstrasse unter dem Namen ,Schwarzenbergstöckel‘ 
besteht. Nur bei der ersten Besetzung des ins Leben zu 
rufenden Hauses würde ich mir das Vorrecht der Par¬ 
teienwahl Vorbehalten, und bezüglich der einzuhebenden 
Zinse den Wunsch aussprechen, dass jener Rest, welcher 
nach den Unterhaltungskosten des Hauses erübrigt wird, 
angelegt und seinerzeit wieder zu einem Baue mit glei¬ 
chem Zwecke verwendet werden möge. Mit vollkommener 
Hochachtung zeichnet Euer Wohlgeboren ergebene Clo¬ 
tilde Baronin Handel. Linz, 17. November 1896.“ — Diese 
Mittheilung berührte die Gemeinderäthe ungemein freudig 
und lauter Beifall erscholl nach Verlesung des Briefes. 
Der Bürgermeister knüpfte hieran noch einige Bemer¬ 
kungen bezüglich der mit der Frau Baronin Handel ge¬ 
führten Unterhandlung, welche sich eben bereit erklärte, 
den Plan, wie er vom Stadtbauamte für das Haus ent¬ 
worfen wurde, anzunehmen und die Kosten hiefür per 
64.000 fl. zu leisten. Der Bürgermeister, welcher der 
Frau Baronin persönlich den Dank für die hochherzige 
Spende aussprach, stellte folgende Anträge: Der Ge¬ 
meinderath nehme die Widmung eines Betrages von 
64.000 fl. dankend zur Kenntnis, beauftrage das Präsi¬ 
dium, der hochgeborenen Frau Baronin Clotilde v. Handel 
hiefür den verbindlichsten Dank des Gemeinderathes in 
geeigneter Weise zum Ausdrucke zu bringen. Der Bürger¬ 
meister wird ersucht, die erforderlichen Verhandlungen 
einzuleiten. Ebenso werden die Sectionen ersucht, die ge¬ 
eigneten Anträge wegen Durchführung dieser Angelegen¬ 
heit im Gemeinderäthe baldmöglichst einzubringen. Ge¬ 
meinderath Dr. Beurle stellte den Zusatzantrag: Es werde 
die erste Section beauftragt, entsprechende Vorschläge zur 
Ehrung der Spenderin zu machen. (Beifall.) Der Antrag 
des Bürgermeisters, sowie der Zusatzantrag werden durch 
Erheben von den Sitzen einstimmig angenommen. 
Weiters berichtet Gemeinderath Endlweber wegen 
Einleitung von Verhandlungen betreffs Verlegung des 
Pionnier-Uebungsplatzes und beantragt: Der Bürger¬ 
meister wird ermächtigt, namens der Stadtgemeinde Linz 
die bereits früher geführten Verhandlungen wegen Ueber- 
lassung des dermaligen Pionnier-Uebungsplatzes an die 
Stadtgemeinde gegen Beschaffung eines neuen hiezu ge¬ 
eigneten Platzes mit den competenten Behörden neuerdings 
wieder aufzunehmen und ersucht, die Durchführung dieser 
Angelegenheit möglichst zu beschleunigen. (Angenommen.) 
Sitzung vom 25. November. 
Gemeinderath Dr. Jäger als Berichterstatter der An_ 
gelegenheit „Eröffnung der Göthestrasse“ macht die er¬ 
freuliche Mittheilung, dass durch die Munificenz zweier 
Spenden eines ungenannt sein wollenden und der Firma 
Heinrich Franck Söhne die vollständige Eröffnung der 
Göthestrasse zur Thatsache geworden sei. Der ungenannt 
sein wollende Spender widmet nämlich 10.000 fl. unter 
der Bedingung, dass die Strasse bis Ende 1897 eröffnet 
sein müsse und die oben genannte Firma spendete weitere 
2000 fl., um diese Strasseneröffnung zu sichern. Die Ge¬ 
meinde selbst hat an Barem blos 1000 fl. zu leisten und 
einige ihr gehörige kleinere Grundtheile an Interessenten 
zu überlassen. Um die Strasse eröffnen zu können, muss 
das die Göthestrasse quer abschliessende Gasthaus des 
Philipp und der Theresia Haberfellner erworben werden, 
welche Realität um 13.000 fl. angekauft wird, wozu eben 
die gespendeten 12.000 fl. dienen, während 1000 fl. die 
Gemeinde zu bezahlen hat. Abgesehen von den Spenden, 
die in erster Linie diese Strassenregulie.rung möglich 
machen, half auch hiezu das Entgegenkommen der Interes¬ 
senten Haberfellner, Tomaschko, Puchinger, Ohristofek 
und Niklas. Die Gemeinderäthe nahmen die Mittheilung 
des Referenten, Gemeinderath Dr. Jäger, bezüglich der 
Widmungen mit grossem Beifall auf, votierten den Spendern 
den besten Dank, der aber auch dem Referenten Dr. Jäger 
zutheil wurde, der die Verhandlungen in dieser Angele¬ 
genheit leitete und in bester Weise durchführte. Der 
Referent, welcher für die ihm gewidmeten Worte dankte, 
erwähnte die zielbewusste Führung im Stadtbauamte und 
gedachte der eifrigen Unterstützung, die ihm seitens des 
Stadtbauamtsleiters Oberingenieurs Kempf in dieser Sache 
zutheil wurde. Die Anträge des Referenten wurden ohne 
Debatte einstimmig angenommen. Es wird somit in der 
zweiten Hälfte des Jahres 1897 die Göthestrasse ganz 
eröffnet sein und es wird mit ihr auch wieder ein Stück 
der Starhembergstrasse eröffnet.
	        
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