Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

Nr. 6. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 53. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichel t in 
Berlin NW. 
Um Aluminium mit Kupfer zu überziehen, wird 
folgendes Verfahren angewendet: Das Metall wird durch 
ein alkalisches Carbonat gereinigt, in fliessendem Wasser 
abgewasohen und dann in eine schwach säuerliche Lösung 
von Kupfersulphat getaucht, wobei sich ein Kupfernieder¬ 
schlag bildet. Der Aluminiumgegenstand wird sodann 
ordentlich gewaschen und in ein elektrisches Bad gesetzt. 
Der so erhaltene Ueberzug soll sich sehr lange halten. 
Die Ausführung einer grossartigen Ahwasser-Cana- 
lisations-Anlage ist kürzlich vom Collegium der Stadt 
Manchester bewilligt worden. Die 24 Kilometer lange 
Leitung soll von der Stadt nach der Mündung des Mersey 
geführt werden und solche Dimensionen erhalten, dass 
täglich gegen 315.000 Cubikmeter Flüssigkeit abgeleitet 
werden können; die Kosten sind auf sechs Millionen Mark 
veranschlagt. Die Stadt Liverpool ist jedoch von diesem 
Vorhaben nicht sehr erbaut, da nach ihrer Ansicht die 
ganze Meeresküste hierdurch verpestet würde und ist 
Willens, wenn nÖthig, gegen das Vorhaben den Process- 
weg zu betreten. 
U&ber die schon so oft angeregte Angelegenheit 
der Trockenlegung des Zuider-Sees in Holland liegen jetzt 
wiederum einige interessante Aeusserungen seitens der 
von der niederländischen Regierung für diese Angelegen¬ 
heit eingesetzten Commission vor. Hiernach würden die 
Arbeiten 31 Jahre in Anspruch nehmen, jedes Arbeits¬ 
jahr würde aber 1000 Hektar Ackerboden liefern; es 
würde sich die Anlage eines Dammes nothwendig machen, 
der 48 Kilometer lang das äusserste Ende von Nord- 
Holland mit der westfriesischen Küste verbinden müsste. 
Dieser Damm würde unten 35 Meter Dicke, bei sechs 
Meter Höhe, zu erhalten haben und neun Jahre zu seiner 
Herstellung erfordern. Die Kosten des ganzen Unter¬ 
nehmens würden etwa 520 Millionen Mark betragen, der 
gewonnene Ackerboden aber ziemlich ebenso viel wert sein. 
Das Aussehen alten dunklen Holzes kann man auch 
dem frischen Werkholze dadurch geben, dass man auf 
dasselbe eine Beize aus frischgemahlener Gerblohe aus 
Spiegelrinde in Wasser von vierfachem Gewicht, das mit 
1I20 Theil Soda versetzt ist, heiss aufträgt und, wenn fast 
trocken, mit einer lOpercentigen Lösung von doppelt¬ 
chromsaurem Kali nachbeizt. 
Werkzeuge aus gehärtetem Kupfer waren schon im 
Alterthum bekannt, denn bei der Entdeckung Amerikas 
stellte man fest, dass die längst untergegangenen Völker¬ 
schaften. welche in dem jetzt mit Mexico bezeichneten 
Theile von Amerika lebten, derartig hergestellte Werk¬ 
zeuge besassen. Diese alte Kunst aufs Neue der Industrie 
zugänglich gemacht zu haben, ist ein Verdienst von John 
Miller in Stuart (Jowa), welcher folgendermaßen verfährt: 
Kupfer und Kohle werden zunächst miteinander ge¬ 
schmolzen, alsdann Horn und Thierblut, später Zinn hinzu¬ 
gefügt. Die geschmolzene Masse wird dann in Formen 
gegossen, um nach gehöriger Abkühlung einem hohen 
hydraulischen Druck ausgesetzt zu werden, und der 
Härteprocess ist beendet. Gegenüber den bekannten, aus 
Stahl hergestellten Schneidinstrumenten besitzen die aus 
diesem Kupfer gefertigten Geräthe nach einer Mittheilung 
des Patentbureaus von Richard Lüders in Görlitz den 
grossen Vortheil, dass dieselben einem Rosten so gut wie 
gar nicht unterworfen sind. 
Den höchsten Wert dürften die Grundstücke wohl 
in der City von London besitzen, indem neulich. einer 
Gesellschaft für ein in der Old Broad Street gelegenes 
Terrain von der Gemeinde London pro Quadratmeter 
7786 Mark gezahlt wurden: das ganze, völlig unbebaute 
Grundstück umfasste 118 Quadratmeter, so dass also 
der Preis der einzigen Fläche im ganzen 918.748 Mark, 
also bald eine Million betrug! 
Unter den verschiedenen Vorschlägen, welche zur 
selbstthätigen Desinfection von Closets gemacht wurden, 
dürfte eine von Lee in Liverpool angegebene Einrich¬ 
tung als recht zweckmässig und ökonomisch angesehen 
werden. Dieselbe benutzt hierfür die bekannten, mit 
Schwimmerventil versehenen Spülkästen, welche beim 
Zug an einer Schnur oder auch beim Verlassen des 
Closets in Thätigkeit treten. In diesen Gefässen ist nun 
eine mit Oarbol, concentrierter Lösung von übermangan¬ 
saurem Kali oder sonst einem Desinfectionsmittel ge¬ 
füllte Büchse eingesetzt, die dem Schwimmerhebel durch 
geeignete Hebelübersetzung so angeschlossen ist, dass 
die Büchse bei jedem Gebrauch des Hauptgefässes dem 
auslaufenden Wasser die richtige Menge des Desinfec- 
tionsmittels beimischt. In Liverpool hat sich bereits eine 
Gesellschaft, die „Auto-Desinfections-Company“ gebildet, 
welche Spüleinrichtnngen mit gutem Erfolg in den 
Handel bringt. 
Acetylen zum Betrieb von Gasmotoren. Die grosse 
Ueberlegenheit, welche das Acetylengas im Vergleich 
mit dem gewöhnlichen Leuchtgas hinsichtlich grösserer 
Leuchtkraft und stärkerer Wärmeentwicklung aufweist, 
hat den Gedanken, dieses intensive Agens auch zum 
Betrieb von Kraftmaschinen zu verwenden, um so mehr 
angeregt, als der beim Leuchtgas immer noch hinder¬ 
liche Umstand, dass die Gaskraftmaschinen sehr an die 
Herstellungsstätte des Gases gebunden sind, bei der 
Acetylengasbenutzung gänzlich wegfällt, da ja die be¬ 
kanntlich so einfache Darstellung des Gases mittelst 
Garbocalcium und Wasser überall leicht möglich ist. Was 
ausser diesem Vortheil und der grossen inneren Energie 
des Acetylengases, wenn man so sagen darf, noch für 
dessen Benutzung zu motorischen Zwecken sehr spricht 
ist ferner die ungemein schnelle Verbreitung der Zün¬ 
dung in einem Volumen von Acetylen- und Luftmischung, 
die niedrige Zündungstemperatur (etwa 480°), die hohe 
Wärmeentwickelung bei der Verbrennung, wodurch eine 
höhere Expansion möglich wird; mit dem gleichen Vo¬ 
lumen Sauerstoff gemischt, ergibt das Acetylengas eine 
Hitze von 4000°, wogegen die Temperatur des Leucht¬ 
gas-Knallgases nicht viel mehr wie 1000° beträgt. Die 
Versuche der motorischen Benutzung des Acetylens 
wurden zu Paris vom Gasmotorfabrikanten Ravel mit 
zweitactigen Maschinen seines eigenen Systemes ange¬ 
stellt. Die ersten Experimente sprachen allerdings keines¬ 
wegs für das neue Gas; die Maschine arbeitete mit hef¬ 
tigen Schlägen, welche dieselbe durch und durch er¬ 
schütterte und den aufgesetzten Indicator sofort zertrüm¬ 
merte; nachdem jedoch das richtige Verhältnis der Mi¬ 
schung, der passende Druck und verschiedene andere Um¬ 
stände ausprobiert waren, ergaben sich folgende Resultate: 
No. des 
Diagramms: 
Umdrehungen 
: pro Minute 
Indicierte 
Arbeit kgm. 
Gasverbrauch Acetylon- 
pro Stunde Gebalt d. 
in Litern Gem. in % 
Druck auf d( 
Kolben, ko. 
pro qcm. 
1 
364 
158-35 
728 
2-77 
3 
2 
350 
169-70 
804 
3-18 
3 
3 
314 
150-6 
780 
3-45 
3 
4 
300 
172-0 
912 
4-20 
3
	        
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