Volltext: I. Jahrgang, 1896 (I. JG., 1896)

OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 6. 
Materiale. Das Cafe Habsburg weist es an der Wand¬ 
vertäfelung und als Pflaster, an Tischen und Credenzen, 
das anatomische Institut an seinen Quadersockeln, an 
der Stiege und sämmtlichen Seciertischen auf. Von der 
vielfachen Verwendung des Untersberger Marmor zu Grab¬ 
steinen, Badewannen, Fussbodenpflasterungen u. s. w. 
sei hier nur nebenbei Erwähnung gethan. Er verdankt 
seine Beliebtheit den vielen Vorzügen, welche er im 
Vergleiche zu anderen Marmorsorten besitzt; seine Druck¬ 
festigkeitist durchschnittlich 1700 Kilogramm pro 1 Quadrat- 
centimeter, sein Gefüge dicht und gleichförmig, seine 
Porosität ausserst gering; er ist sehr frostbeständig und 
infolge seiner Härte (6—7 nach der Mohs’schen Scala) 
wenig abnützbar — daher zu Stiegenstufen vorzüglich am 
Platze — seine Farbe ist zartgelb bis rÖthlich und er 
lässt sich schön polieren, dazu kommt noch, dass er in 
so mächtigen Flötzen gelagert ist und dass man Blöcke 
von jeder gewünschten Dimension gewinnen kann; so 
sind beispielsweise für die Architrave der Münchener 
Propyläen, Werkstücke von 8*2 Meter Länge, 1*5 Meter 
Höhe und 1 Meter Dicke geliefert worden — während 
andererseits wieder die dünnsten Platten (bis zu minimal 
1 Centimeter Dicke) aus ihm geschnitten werden können. 
Der Untersberger Marmor wird aus 4 Brüchen gewonnen. 
Es liefert der Hofbruch einen Marmor von röthlichem 
Grunde mit gelben Flecken, der Mittelbruch einen gelb- 
rothen, weissgefleckten, der Neubruch einen gelblichen, 
grüngeäderten und rothgetupften, sogenannten Forellen¬ 
marmor, und schliesslich der Veitlbruch einen feingefügigen 
Conglomeratmarmor am gelben Grund mit rothen, wie 
auch schwarzen Tupfen und weissen Flecken. Während 
die Untersberger Marmore lichte, zarte Farbentöne be¬ 
sitzen, charakterisiert sich die zweite Gruppe der Salz¬ 
burger Marmore — die Adneter nämlich — im allgemeinen 
durch lebhafte, bunte Färbung mit sehr auffallenden, 
weissen Adern oder Tropfen. Die Adneter Marmore ge¬ 
hören theils der oberen Trias (rhätische Formation, Litho- 
dendronkalke), theils der Lias-Formation (schwarzer Jura) 
an. Die Schichten sind hier meist dünnbankig, so dass 
zwar in der Länge und Breite jede Dimension gewonnen 
werden kann, die Stärke aber auf 40 bis 50 Centimeter be¬ 
schränkt ist. Einige Brüche enthalten indessen auch lager¬ 
freie Schichten von grösserer Mächtigkeit und zwar bis 
1*2 Meter. Die Adneter Marmore wurden von den Salz¬ 
burger Fürstbischöfen im grössten Maßstabe zur Decora¬ 
tion ihrer Paläste und besonders zur Ausschmückung 
ihrer Kirchen verwendet. Aber g,uch sonst wird es in 
Süddeutschland und im deutschen Oesterreich wohl kaum 
eine Kirche oder einen Palast aus der Barockzeit geben, 
wo sich nicht rother Salzburger Marmor, sei es an Ballu- 
straden, Taufbecken, Altarsäulen und Grabplatten, oder 
aber an Thürgewänden und Kamineinfassungen, vorfände. 
Auch in neuerer Zeit fand dieses herrliche Decorations- 
Material umfassende Verwendung. Die neuen Altäre im 
Fünfkirchner, Linzer und im Wiener St. Stefans-Dome, 
die 24 Säulenmonolythe (8 Meter hoch, 1*1 Meter stark) 
im Actrium des Wiener Parlamentsgebäudes und die grossen 
Säulen der Walhalla zu Regensburg sind glänzende Bei¬ 
spiele davon. Der Adneter Marmor hat eine mittlere 
Druckfestigkeit von 1500 Kilogramm pro 1 Quadratcenti- 
meter und zeichnet sich durch lebhafte Färbung und Polier¬ 
fähigkeit aus. Obwohl sehr frostbeständig, ist er vor- 
theilhaft doch nur im Innern von Gebäuden anzuwenden, 
da er, wie alle bunten Marmore, im Freien mit der Zeit 
an Glanz verliert und die Farben verblassen. Die verschie¬ 
denen Sorten des Adneter Marmors werden aus vielen 
Brüchen gewonnen, von denen die wichtigsten folgende 
sind: Motzaubruch (Lias). Farbe dunkelbraun mit 
weissen Adern und kleinen Versteinerungen. Schichten¬ 
stärke bis50Centimer. Lienbacherbruch (Lias). Farbe: 
feuerroth bis braun, mit kleinen schwarzen Ringen und 
weissen Adern. Lagerfreie Schichtenstärke bis 30 Gtm. 
Blau-Schnöll (Lias). Blaugrau mit weissen Adern und 
schwarzen auch rothen Flecken. Schichtenstärke 30 bis 
40 Centimeter. Roth-Schnöll (Lias). Roth mit verein¬ 
zelnden weissen Flecken und blaugrauen Adern. Dicke 
bis 1*2 Meter. (24 Säulenmonolythe im Parlamentshause 
in Wien.) Urbano (Lithodendron, Trias). Rosa oder 
gelb mit weissen Korallen. Dimensionen unbeschränkt. 
Grün-, Roth- und Lebertropf (Lithodendron) mit 
weissen Tropfen (Korallen-Versteinerungen). Dimensionen 
unbeschränkt. Roth-Schek (Lias). Feurigroth mit zahl¬ 
reichen, weissen, eckigen Flecken von lebhaftestem Aus¬ 
sehen, das Hauptdecorations-Material bei Barockkirchen. 
Schichtenstärke bis zu 1 Meter. Pass-Luegbruch 
(Trias). Grau mit weisser Aederung, bricht in grossen 
Blöcken. 
Andere bisher noch nicht so bekannte Marmore aus 
Adnet und Umgebung sind der sehr lebhaft gefärbte, 
rothgelbe Langmoos, der chocolatbraune Williman, der 
graue, weiss bezeichnete Pass-Lueg-Marmor und eine 
violette, verschiedenfärbig gefleckte Breccie, der Vigauner- 
Findling. Die zwei letzteren gehören der Trias-, die ersteren 
der Liasformation an. Die Salzburger Marmorbrüche ge¬ 
hörten ursprünglich den Fürsterzbischöfen von Salzburg, 
giengen hierauf in österreichisches Staatseigenthum über, 
wurden dann an König Ludwig I. von Baiern und von 
diesen an Baron Lövenstern verkauft. Vom letzteren über¬ 
nahm sie 1887 die Actiengesellschaft „Kiefer“ in Kiefers¬ 
felden (Oberbaiern). Dieselbe schloss neue Brüche auf, 
während sie den Betrieb der alten erweiterte, und versah 
die grossartigen Steinschneidereien und Schleifereien mit 
den neuesten maschinellen Einrichtungen, so dass die Salz¬ 
burger Marmorwerke nunmehr ausserordentlich leistungs¬ 
fähig und jeder Concurrenz gewachsen sind. 
M. Sch—d. 
Der Dauerbrandofen „Barbarossa“. 
Von unserem Mitarbeiter Herrn H. Altendorff, Baumeister in 
Leipzig. 
Der Dauerbrandofen „Barbarossa“ der Actiengesell¬ 
schaft für Eisengiesserei in Sangerhausen, Thüringen, ist 
als eine Neuheit zu bezeichnen, die auch für weitere 
Kreise von Interesse sein dürfte und welche wir daher 
hier nicht unerwähnt lassen wollen. Wir finden in dem 
von der genannten Fabrik herausgegebenen, mit zahl¬ 
reichen Abbildungen ausgestatteten Prospecte das Nähere 
darüber und ersehen, dass solche Oefen in der Hauptsache 
aus Eisenguss bestehen, dass sie eine quadratische Grund¬ 
form und säulenartige Gestalt besitzen. Ihre Aussenseiten 
sind reich mit Ornamenten geschmückt, geschwärzt, ver¬ 
nickelt oder emailliert und kann man behaupten, dass 
sie in dieser Form unseren Wohnungen zur Zierde gereichen. 
Da sie auch keinen grossen Platz beanspruchen, so be¬ 
sitzen sie viele Vorzüge gegen die schwerfälligen theuren 
Kachelöfen. Dabei ist ihre Heizkraft eine sehr bedeutende, 
der kleinste Dauerbrandofen im Preise von 27 Mark er¬ 
wärmt schon einen Raum von 60 Oubikmeter Grösse.
	        
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