Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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Rudolf Klug. 
In Wien scheint der Druck unbekannt geblieben zu 
sein, denn die reiche Sammlung des Wiener Humanisten 
Cuspinian, der alle gedruckten Kalender bis 1531 besaß, 
wies nach Koch'keinen Kalender des J. v. G. auf. Koch 
meint, daß Regiomontan den Kalender nach Nürnberg 
brachte und dort herausgab. Regiomontan kam aber erst 
1471 dahin, und er hätte sicher nicht einen Kalender ge 
druckt, der nur mehr sechs Jahre Gültigkeit hatte. Auch 
druckte er 1473 seinen eigenen Kalender. Jedenfalls ist 
die Holzplatte süddeutschen Ursprungs. Darauf läßt vor 
allem die Form Tollet für Tolentino schließen; die Jörger 
von Tollet in Oberösterreich waren ein auch in Baiern weit 
hin bekanntes Adelsgeschlecht. 
Der Blockkalender ist in der besprochenen Form 
nicht vollständig. Er enthält die Lunarbuchstaben in voller 
Übereinstimmung mit denen des Mondseer Kalenders, die 
unnütz wären, wenn ihnen nicht eine Tafel zur Deutung 
beigegeben wäre. Eine solche Ergänzung scheint nun Weigel 
in seiner berühmten Sammlung von Blockdrucken besessen 
zu haben. Bei Weigel und Zestermann, Anfänge der Buch 
druckerkunst, II. Bd., S. 158, findet sich die Beschreibung 
eines ,Kalenders des Johannes de Gamundia c , der aus zwei 
Tafeln besteht. Nach einigen falschen Angaben über das 
Leben des Verfassers, den der Theologe Nider aus Schwä- 
bisch-Gmünd nach Wien gebracht haben soll, wird gesagt, 
daß der Tageskalender ein alter Druck des Derschauschen 
Stockes sei, bei dem an fünf Tagen (4. Febr., 2. Juli, 
5. Sept., 11. Okt., 14. Nov.) der Heiligenname fehlte. Dies 
trifft bei . unserem Kalender zu, es steht also fest, daß von 
dem Holzstock Abzüge gemacht worden sind; wo sie sich 
heute befinden, ist freilich nicht bekannt. Auffallend ist, 
daß bei Weigel von diesem Abzug nirgends eine Erwähnung 
gemacht wird. 
Die zweite Tafel setzt sich aus zwei Teilen zusammen, 
die vereinigt in der Größe mit der ersten Tafel übereinstim 
men. Der Beschreibung zufolge enthält der eine Teil eine 
Aderlaßtafel (die lavstafel). In der oberen linken Ecke 
stehen die Worte: aureus numerus (die guldin zal), daneben
	        
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