Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

74 
Rudolf Klug. 
Die ersten Ausgaben der Kalender des J. v. G. enthalten 
nur einen 19jährigen Zyklus 1420—1438 nebst der An 
weisung, wie man daraus die folgenden durch Subtraktion 
von 7 11 28 m gewinnen kann. Nun sind aber diese Zyklen 
nicht gleichwertig, (der mit einem Schaltjahr beginnende 
19jährige Zyklus hat sechs Schalttage gegenüber fünf in den 
anderen. Vier aufeinanderfolgende Zyklen haben aber immer 
gleich viel Schalttage; erst nach 76 Jahren folgen also die 
goldenen Zahlen immer wieder in derselben Reihenfolge; die 
Mondzeiten im nächsten großen Zyklus werden jedoch um 
5 h 52 111 verkleinert/Deshalb hat J. v. G. in seinen späteren 
Kalendern nach dem ‘Vorbild seiner Vorgänger den großen 
76jährigen Zyklus angenommen und damit einen für Jahr 
hunderte brauchbaren, einen ,ewigen 4 Mondkalender geschaf 
fen. Auch Regiomontan folgt in seinen Ephemeriden diesem 
Vorgang, ebenso später Stoeffler im Calendarium Uomanum 
magnum, Tübingen 1518. 
J. v. G. erweiterte den Kalender auch dadurch, daß er 
neben den Neumonden auch die Vollmonde, die Tageslängen 
und Sonnenauf- und -Untergang anführte. Die Einrichtung 
der früher nur für jeden zweiten Tag angegebenen Lunar 
buchstaben wird auf jeden Tag ausgedehnt. 
Für den mittelalterlichen Menschqn w r ar die Stellung des 
Mondes in einem Himmelszeichen von der größten Wichtig 
keit. Denn darnach richtete sich nicht nur der Aderlaß, 
sondern auch die Art der Arznei, die der Arzt dem Kranken 
verordnete; an allen Hochschulen waren dafür eigene Vor 
lesungen angesetzt. Ob man eine Reise antreten, einen Ver 
trag schließen, eine Verlobung eingehen, die Begegnung mit 
einem Vornehmen vermeiden oder sich die Haare schneiden 
lassen sollte, hing alles vom Monde ab. Schon im 9. Jh. 
finden sich deshalb die Lunarbuchstaben in den Kalendern. 
Der Mond legt in 27 d 7 11 43 111 5 S den vollen Kreis zurück 
und kehrt nach diesem periodischen Monat zur selben Länge 
oder zum nämlichen Sternbild zurück. Täglich nimmt also 
die Länge um» 13° 10' 35" zu. Zählt man von einer bekann 
ten Anfangslänge an um diesen Betrag weiter, so erhält man 
den Abstand des Mondes vom Frühlingspunkt oder seine
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.