Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Joh. v. Gmunden, der Begründer der Himmel&kunde auf dtsch. Boden. 65 
Günther meint am Schluß seiner Abhandlung, daß die 
aristotelische Lehre selten so prägnanten und bestimmten 
Ausdruck gefunden habe wie in dem Weltschema des be 
rühmten und doch so wenig bekannten Mathematikers. Aus 
den Schlußworten geht m. E. nur hervor, daß dem Schreiber 
eine Zeichnung des J. v. G. vorlag, nicht aber, daß dieser 
auch der Verfasser der Beschreibung ist, sicher aber nicht 
in der hier vorliegenden Form. Wie sollte J. v. G., der unse 
res Wissens niemals längere Zeit aus Wien herausgekommen 
ist, sich einer niederdeutschen Sprache bedient haben? Er 
mag als Theologe und Mitglied einer streng scholastischen 
Hochschule solchen Anschauungen gehuldigt haben, in seinen 
Schriften findet sich jedoch nirgends auch nur die leiseste 
Anspielung auf derartige Gedankengänge. Es 'muß also, so 
lange nicht direkte Beweise vorliegen, zweifelhaft bleiben, 
daß der Traktat ihn zum Verfasser hat. 
Das gleiche gilt für die lateinische Hs. I. 951 der Uni 
versitätsbibliothek von Graz, die bei Zinner unter 
Nr. 3735 c (Nachtrag) als Erklärung des Weltgebäudes von 
1427 erscheint. Ein großer in vier Quadranten geteilter 
Kreis trägt im ersten Viertel die Bezeichnung frigidus et 
siceps. Von Mitternacht bis Sonnenaufgang herrscht das 
Element Erde, wenn der Mond in dieser Zeit aufgeht. Ähn 
liche Anzeigen finden sich in den anderen Vierteln. Jedem 
entspricht ein kleinerer Kreis. Der zum ersten Viertel ge 
hörende enthält die Worte: terra est elementum frigidum 
et siccum, concordat cum homine sanguineo. Die Zeichnung 
soll erkennen lassen, welches Element zu jeder Tageszeit 
herrscht. Sie ist praktiziert durch den ehrwürdigen Magister 
Johannes von Gmunden, baccalarius formatus der Hl. Schrift, 
einst Kanonikus von St. Stephan, Pfarrer von Laa im 
Jahre 1427 c . Die Hs. gehört also erst der Zeit nach seinem 
Tode an und ist offenbar einem der so weit verbreiteten 
Kalender entnommen. 
Ähnlich ist der Schlußsatz im Cod. lat. 4312 der bay 
rischen Staatsbibliothek: Explicit practica reverendi ma- 
gistri Iohannis de Gmünd baccalarii sacre theologie formati 
ao. 1431 mensi augusto. S. Günther machte auf diese 
Klug. 5
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.