Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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Rudolf Klug. 
der Schatten lotrecht unter die eingestellte Marke fällt. Auf 
der Stundenkurve gibt das Schattenende wahre Sonnenzeit. 
Natürlich kann der Zeiger auch schräg stehen, wesentlich ist 
ja nur, daß die Zeigerspitze in der Abszissenebene immer den 
Abstand 1 von ihr hat. Die Bestimmung der Sonnenhöhen 
war vor J. v. G. immer mit Hilfe eines Himmelsglobus, 
sphaera solida, also recht ungenau geschehen, von ihm wurde 
die strenge Formel angewendet, so daß man die Zeit wohl 
auf Viertelstunden genau bestimmen konnte, was einen be 
deutenden Fortschritt darstellt. 1 
Als Beispiel einer solchen Uhr diene die im Kunsthisto 
rischen Museum in Wien befindliche Säulensonnenuhr 
(T'af. V). Sie ist aus vergoldetem Messing und versilbertem 
Kupfer, auf dem Zifferblatt ist das Wappen des Erzherzogs 
Karl von Steiermark. Die Berechnung der Stundenlinien 
weist auf Innsbruck hin. Das Stück, das die Jahreszahl 1548 
trägt, dürfte dem Wappen nach aus der Grazer Kunstkammer 
stammen. (Nach dem Katalog der Sonderschau in der Burg, 
Astron. Geräte, 1940.) 
Johannes von Gmunden als Mathematiker. 
Wie auf dem Gebiete der Himmelskunde war J. v. G. 
auch auf dem der Mathematik aufs beste unterrichtet. Wenn 
er auch hier nicht wesentlich neue Wege beschritt, muß er 
doch als der damals hervorragendste Vertreter dieser Wissen 
schaft angesehen werden. Er* vereinigte in sich das Wissen 
seiner Zeit und, indem er es seinen Hörern vermittelte, war 
er es, der den Ruhm der Universität als einer vorzugsweise 
mathematischen begründete. Männer wie Georg von Peuer- 
bach und Regiomontan suchten die Hochschule hauptsäch- 
1 In der Zeitschr. f. math. u. naturw. Unterricht, 68. Jahrg. 1937, 
5. Heft, beschreibt Fr. A. Willers eine ,Netztafel aus dem 
XV. Jahrh/ nach dem Cod. lat. 14.504 (München), der die Ab 
handlung des J. v. G. über den Quadranten aus dem Jahre 1445 
enthält. Am Ende ist von fremder Hand eine sehr rohe Zeichnung, 
die die Sonnenhöhen in Abhängigkeit von der Jahreszeit wieder gibt. 
Die Deutung ist ri’chtig, hinzuzufügen ist nur, daß es sich dabeil 
um die Kurven einer Säulensonnenuhr handelt.
	        
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