Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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Rudolf Klug. 
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richtung mit der Weltachse und der Mittellinie mit dem 
Meridian. Um diese Einstellung vorzunehmen, hat man be 
reits um 1440 einen Kompaß mit der Sonnenuhr verbunden. 
Aber schon im 13. Jh. hat wahrscheinlich Robert Grosse 
teste eine Art der Zeitbestimmung erfunden, die eine der 
artige Einstellung überflüssig macht, da der Zeiger immer 
waagrecht stehen kann. Nicht die Lage, sondern die Länge 
des Schattens auf einer Vertikalen bestimmt hier die Zeit. 
Aus dem 13. und 14. Jh. sind einige Handschriften er 
halten, die diese Säulensonnenuhr behandeln; sie umfassen 
alle nur wenige Seiten, an eine exakte Berechnung ist bei 
ihnen nicht zu denken. Im Zeitalter des J. v. G. werden sie 
zahlreicher. Die Uhren erfreuen sich später wegen ihrer Be 
quemlichkeit besonders als Reiseuhren immer größerer Be 
liebtheit und werden in vielen Abhandlungen beschrieben. 
In etwas anderer Gestalt haben sie sich als ,Bauernringe 4 bis 
auf unsere Tage erhalten und werden in den Alpengegenden 
auch heute noch manchmal verwendet. 
Die Säulensonnenuhr hat J. v. G. wohl als erster 
in Wien eingeführt, da sie sich vor ihm hier nicht nach- 
weisen läßt. Ihre Grundsätze hat er in einer Schrift nieder 
gelegt, die in der Wiener Hs. 5418, f. 146—167, wohl von 
einem Klosterneuburger Geistlichen bald nach 1444 abge 
schrieben worden ist. Nach ihr sind die folgenden Aus 
führungen zusammengestellt und auf eine uns verständlichere 
Form gebracht worden. 
Legt man durch den Sonnenmittelpunkt und Zenith und 
Nadir eines Ortes eine Ebene, so schneidet sie den Himmel 
in einem Höhenkreis. Ein in dieser Ebene waagrecht liegen 
der Stab von der Länge 1 wirft auf eine dazu senkrechte 
Fläche einen Schatten von der Länge ltgh, wo h wieder 
die nach der obigen Formel berechnete Sonnenhöhe ist. 
J. v. G. berechnet nun diese Größe ltgh für jede Tages 
stunde und trägt sie als Ordinate nach unten längs einer 
Geraden auf, die in beliebigem Maßstab die Jahrestage oder 
die Sonnenlängen als Abszissen trägt. Die Punkte, die zur 
selben Stünde gehören, werden miteinander durch Kurven 
verbunden (Fig. 5).
	        
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