Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Joh. v. Gmunden, der Begründer der Himmel&kunde auf dtsch. Boden. 37 
gen versehen hat. Am Schluß der Hs. 5151 stehen die Sätze: 
Iste canon et tres canones immediate pnaecedentes collecti 
sunt wienne per reverendum magistrum Johannem de Gmun 
den. Et scripti per eundem 23. + 24. diebus Maji anno 1440 
currente. Sie ist in gewissem Sinn ein Auszug aus den frü 
heren mit einigen Änderungen. So wird das signum phisi- 
cum jetzt mit 60° gerechnet, die Tafeln sind etwas gekürzt, 
die Sekunden der früheren Kompilation sind weggelassen. 
Alle diese Tafeln zeigen Gmundens schöne Schrift, die leicht 
lesbar ist, wenn nicht gewagte Abkürzungen das Verständnis 
erschweren. 
Wie J. v. G. in der Einleitung sagt, hat er sein Tafel 
werk zum 'Teil aus den Tafeln des Johannes von Muris, 1 des 
Joh. Linerius und des Königs Alfonso, zum anderen aus 
eigenen zusammengestellt. Wie aber eine Vergleichung mit 
den Alfonsinischen Tafeln der Hs. 3872 zeigt, handelt es sich 
bei seinem Tafelwerk durchaus nicht um eine einfache, nur 
für den Wiener Meridian umgestellte Wiedergabe dieses 
Werkes; Anordnung und Umfang der einzelnen Teile sind 
anders und die Berechnung wesentlich bequemer gemacht. 
Nur in den Grundwerten stimmt er mit seinem Vorbild und 
mit dem Almagest überein. Die Umrechnung auf Wiener 
Zeit wäre zwar an sich nicht schwierig gewesen, wenn der 
Längenunterschied gegen Toledo, für das die Alfonsinischen 
Tafeln gelten, genau bekannt gewesen wäre. Aber gerade die 
Längenbestimmungen gehörten damals und noch Jahrhun 
derte später zu den schwierigsten Aufgaben der Himmels 
kunde. Den überlieferten, auf reinen Schätzungen beruhen 
den Werten brachte J. v. G. mit Recht das größte Mißtrauen 
entgegen, er mußte sich zunächst durch Berechnung einer 
Finsternis, wie dies Ptolemäus gelehrt hatte und wie J. v. G. 
es allen Benutzern seiner Tafeln empfiehlt, einen Wert ver 
schaffen, der ja freilich auch nur genähert richtig sein 
konnte, weil die Alfonsinischen Tafeln nicht die wahren 
Werte lieferten. Eine völlige Neuberechnüng war bei der 
Schwerfälligkeit der Rechenmethoden natürlich nicht mög- 
1 Johannes de Muris, Jean de Meurs, 1310—1360.
	        
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