Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

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Rudolf Klug. 
jedoch gänzlich, und es ist daher ein großes Verdienst um 
die Geschichte der Sternkunde, daß N. Herz in seiner Ge 
schichte der Bahnbestimmung die rechnerischen Grundlagen 
klargestellt hat. Alle Tafelwerke des 14. und 15. Jh. sind 
aus den Alfonsinischen Tafeln. abgeleitet, so die Toledani- 
schen und die Oxforder sowie die des Johannes Linerius 
(Jean de Ligniere, 1310 in Paris), den J. v. G. öfter er 
wähnt. 
Diesen Tafelwerken, ihrer Erklärung und Anwendung, 
ihrer Vervielfältigung und besonders ihrer Erweiterung hat 
J. v. G. sein ganzes Leben gewidmet. Im Testament spricht 
er von fünf Ausgaben; die erste von 1419 umfaßte 
gewiß nur wenige Täfeln, sie läßt sich heute nicht mehr 
nachweisen. Die zweite oder dritte ist mit der Hs. Wien 2332, 
die vierte mit Hs. 5268, die fünfte mit Hs. 5151 identisch. 
Die Hs. 2332 ist 1428 vollendet. In Rot, Schwarz, Blau und 
Braun auf elfenbeinfarbenem Pergament ausgeführt, zeigt sie 
den künstlerischen Sinn des Schreibers im ganzen Schrift 
bild sowie in schönen Initialen;, am unteren Rand laufen die 
Buchstaben oft in anmutigen Ranken aus. Die vielen geo 
metrischen und astronomischen Zeichnungen sind mit größ 
ter Sorgfalt und Genauigkeit entworfen, wie sie nur ein mit 
dem Gegenstand voll Vertrauter liefern kann. In ihr fehlen 
die sonst in allen Schriften vorhandenen Unterschriften des 
J. v. G., aber sowohl die Schrift wie die gebrauchten Ab 
kürzungen lassen seine Hand erkennen. Auch die Zeichnun 
gen stimmen - vollkommen mit denen der beiden anderen ge 
nannten Handschriften überein, wo J. v. G. sich am Ende 
als Verfasser und Schreiber nennt. Hs. 5268 ist die umfang 
reichste, nach den Schlußbemerkungen 1436 und 1437 ge 
schrieben. Die Anfangsworte des dritten Blattes stimmen 
mit den Angaben des Testaments überein, so daß wir es 
sicher mit der vierten Ausgabe zu tun haben. Hier sind die 
Anfangsstellungen der Planeten für den 14. Mai 1428 und der 
folgenden Jahre in verschiedenen Zwischenzeiten bis 1512 
berechnet. Die Zeichen werden noch zu 30° angenommen. 
Diese viel benützte Hs. ist noch deshalb besonders bemerkens 
wert, weil Regiomontan sie benützt und mit Randbemerkun
	        
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