Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Joh. v. Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf dtsch. Boden. 35 
sen verwickelten Bewegungen durch Rechnung zu folgen, er 
forderte eine ungewöhnliche geistige Anstrengung. 
Also nicht eine physikalische Erklärung der Bewegun 
gen am Himmel ist das Ziel der Alexandriner, ihre" Darstel 
lung ist rein geometrisch. (Die Aufeinanderhäufung von 
Kreisen ist übrigens ein Vorgang, den wir bei der modernen 
Darstellung unbekannter periodischer Funktionen durch tri 
gonometrische Reihen auch heute noch anwenden. So stellen 
wir die für verschiedene Orte wechselnden Erscheinungen 
von Ebbe und Flut durch eine Summe von Sinusgliedern dar 
und lassen sie durch Maschinen ausrechnen.) Kennt man 
nun eine Anfangslage des Planeten P, ferner den Ort von A 0 
und Aj sowie die Geschwindigkeiten v 0 und v 1? mit denen 
sich A 0 und P auf ihren Kreisen bewegen, so ist es nicht 
schwer, den Planetenort für eine beliebige Zeit zu berechnen 
oder durch Konstruktion zu finden. Die Zwischenwerte las 
sen sich in Tafelform zusammenstellen und so entstehen die 
Planetentafeln. Die Größen v 0 und v ± hat schon Ptolemäus 
aus jahrhundertealten Beobachtungen so genau abgeleitet, 
daß die modernen Werte nur um Bruchteile von Sekunden 
von ihnen abweichen. Die Lagen von A 0 , A ± und P hat man 
für das Jahr 1 unserer Zeitrechnung erschlossen und im 
Mittelalter als Radix bezeichnet. Mit diesen Größen hatten 
auf Befehl des Königs Alfons von Kastilien, der auch 
deutscher Kaiser war, fünfzig Gelehrte in den Jahren 1248 
bis 1253 die berühmten Alfonsinischen Tafeln geschaffen. 
Mit Recht ist Spanien stolz auf diese nationale Großtat; seit 
1867 liegen sie in einer prächtigen Neuausgabe den Ge 
lehrten vor. 
Die Zahl der auf uns gekommenen handschriftlichen 
Tafeln ist nicht groß, nur wenige gehören dem 13. und 
14. Jh. an, im 15. Jh. wurden sie öfter abgeschrieben, 
aber es sind kaum 100 über ganz Europa verbreitet. Man 
erkennt daraus den hohen Wert der beiden Alfonsinischen 
Tafeln, die J. v. G. der Hochschule hinterließ; sie mögen 
sich unter den sechs vollständigen Ausgaben der National 
bibliothek noch heute befinden. Manchen ist eine Anleitung 
zum Gebrauch beigefügt, theoretische Erläuterungen fehlen 
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