Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

16 
Rudolf Klug. 
oder Gmündt, wobei das Schluß-t auch fehlen kann, gibt 
vielleicht Hs. Wien 5151 Aufklärung. Sie ist von J. v. G: 
selbst geschrieben und zeigt ein ausdrucksvolles klares 
Schriftbild, doch sind die Buchstaben m, n, u, i, so wenig 
voneinander verschieden, daß es bei den zahlreichen Ab 
kürzungen oft schwierig ist, sie auseinander zu halten, zumal 
über das i fast nie ein Punkt gesetzt ist. Am Ende der'ein 
zelnen Abschnitte steht nun wiederholt: Iste canon editus 
et scriptus est vienne per magistrum Iohannem de Gmün- 
den, und hier macht er über dem u zwei feine Pünktchen in 
roter Tinte; er will damit seinem Namen volle Klarheit 
geben und vermeidet deshalb auch jede Abkürzung, die 
zu Mißverständnissen Anlaß geben könnte. Mit einem Um 
laut haben die beiden Punkte nichts zu tun. Sie finden sich 
auch nur in dieser seiner letzten Schrift. Die Abschreiber 
gebrauchten aber die sonst übliche Abkürzung für ein em 
oder en, den nach abwärts gehenden Haken, also Gmun^ 
für Gmunden, und so konnte sich leicht der Fehler ein 
schleichen, um so mehr, als das nahe gelegene Gmünd den 
meisten besser bekannt gewesen sein wird als der fernere 
Ort des Salzkammerguts. Die Form Gamundia ist aus der 
Mode der zweiten Hälfte des 15. Jh., die Namen zu latini 
sieren, entstanden. 
In den Tabulae codicum kommt einigemal der Namen 
Johannes Schindel de Gamundia vor, dem mehrere sicher von 
unserem Gelehrten stammende Abhandlungen zugeschrieben 
werden, so in den Hss. 5412, 5415 und 5418. Dieser Ma 
gister, der richtig nur Johannes Schindel heißt und von dem 
sonst nicht viel bekannt ist, ist um 1370 in Königgrätz in 
Böhmen geboren, studierte und lehrte zuerst in Prag, 1407 
ging er nach Wien, wo er hauptsächlich über astronomische 
Autoren las, wohl außerhalb der Universität, da er in ihren 
Akten nicht erwähnt wird. Man wird in der Annahme nicht 
fehlgehen, daß J. v. G. ihn kannte und von ihm in die Him 
melskunde eingeführt wurde, auch wenn er ihn, dem Zeit 
gebrauch folgend, niemals genannt hat. Auch Peuerbach 
spricht nie von seinen Vorgängern. Der berühmte Astronom 
Bianchini in Padua gedenkt lobend dieses Magisters und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.