Volltext: Johannes von Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf deutschem Boden

Job. v. Gmunden, der Begründer der Himmelskunde auf dtscli. Boden. 9 
also die Ordinate eines veränderlichen Punkts, während die 
forma die Abszisse darstellt, die durch beide bestimmte 
figura ist eine Kurve/ Gerade diese Gedanken werden wir 
bei Johannes von Gmunden besonders wirksam sehen. 1 
Astronomisches Wissen vermittelte die Sphaera materia- 
lis des Sacrobosco, eine Belehrung über die wichtigsten 
Punkte, Geraden und Kreise des Himmels, über Auf- und 
Untergänge der Zeichen, Tag- und Nachtlängen, Bewegung 
der Planeten und über die Finsternisse. Das verbreitetste 
Lehrbuch waren die Theoricae planetarum des Gerhardus 
Oremonensis (gest. 1184). Die Planetentheorie des Claudius 
Ptolemaeus war damals noch nicht aus dem Schlaf der Jahr 
hunderte erwacht. Wenn man sich mit diesem Gegenstand 
beschäftigen wollte, hatte man kaum ein anderes Hilfsmittel 
als diesen Traktat, eine wirre Ansammlung griechischer und 
besonders arabischer Lehrmeinungen, die Regiomontan 1474 
in den Bisputationes contra Girardi Cremonensis planetarum 
theoricas als deliramenta (Unsinnigkeiten) gründlich ab 
fertigte. 
In der Sterndeutung, die in Wien aber niemals die 
nämliche Bedeutung wie an anderen Hochschulen erlangt 
hat, waren maßgebend die Astronomiae judiciariae prin- 
cipia des Arabers Alkabitius mit den Erläuterungen des Jo 
hannes Danko von Sachsen und lateinische Übersetzungen 
der arabischen Lehrbücher eines Albumasar und Albahazen 
Abengrahel. Als Hilfswissenschaft der Medizin stand die 
Astrologie in hohem Ansehen, die Anleitungen des Alkabitius 
zur Geburtsdeutung waren ein beliebter Vortragsgegenstand 
der Magister. 2 
1 Johannes de Sacrobosco, eigentlich John of Holywood in England, 
lehrte Mathematik und Astronomie in Paris, gest. 1256. — Thomas 
de Bradwardina, Franziskaner, doctor profundus, Lehrer in Oxford, 
Erzbischof von Canterbury, gest. 1349. —- Nicolaus Oresme, Hörern 
oder Orem, geb. in Caen, Lehrer in Paris, Bischof von Lisieux, 
gest. 1382. Sein Tractatus de latitudinibus formarum behandelt 
die kurvenmäßige Darstellung des Verlaufs von Naturerscheinungen. 
S. Cantor, Geschichte der Mathematik II, S. 116 ff. 
2 Alkabitius, Abdel Aziz, soll bei den Alfonsinischen Tafeln mit 
gearbeitet haben. Seine Schrift ,Einführung in die Gestirnung*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.