Volltext: Braunauer Heimatkalender 1931 (1931)

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klehren find wir. 
Das reife Korn stand feierlich, eine gelbe Riesenwoge, im bunten 
Tal. Ich fah einen alten Schnitter — der dengelte seine Sense, um sie 
dann mit nerviger Faust in die Halme zu tauchen. Aehre um Aehre 
sank vor dem blitzenden Stahl. Garbe um Garbe erhob sich hinter dein 
Schnitter. Wenn auch gemäht wurde — kein Seufzen zog durch die 
Flur. Freundlicher denn zuvor leuchtete der Himmel. Die Farben der 
Blumen tönten tiefer und der liebliche stumme Klang wetteiferte mit 
dem sanften, hörbaren Klingen. Triumphierend wurde die Musik der 
Stille. Verklärte Freude spiegelte das Antlitz der sichtbaren Welt; alles 
wurde von ihr ergriffen, selbst die Aehren, die des Stahls Schneide 
Jesus mit den Jüngern. 
traf, lächelten, lächelten im Sinken noch. Der Schnitter tat seine Pflicht 
wortlos und emsig .... Fühlten die Aehren nicht, daß es ihre Auf¬ 
gabe sei, Kraft zu geben dem emporwachsenden Geschlechte, in dem das 
Rene als Saatkorn aus Gottes Händen ruht? .... 
In meiner Tiefe sammelte ich mich — und sah alsbald im Geiste 
viele werktätige Menschen — Gelehrte, Arbeiter, Organisatoren, Hand¬ 
werker, Künstler und Künstlerinnen — treu im wahren Glauben mit¬ 
einander verbunden. Wie an ihre Arbeit, waren sie glühend an den 
Wunsch hingegeben, der Gesamtheit zu nützen durch ihr Werk, durch ihre 
Erkenntnisse und ihr ganzes Leben überhaupt. Das Neue erstrebten sie 
gemeinsam, das für sie selbst nicht mehr bestimmt vor ihnen in der 
Zukunft lag. In der Zukunft lebten sie mehr als in der Gegenwart. 
Mit dem Gedanken an das Neue wanderten sie — bis sie aus der
	        
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