Volltext: Braunauer Heimatkalender 1931 (1931)

Der Startplatz von Braunau um 1890, 
Oer Nachtwächter „Xaverl". 
von Hlbert Gigl, Baden bei Wien. 
Ls ist früher Morgen im November, feuchtkalt und neblig 
die Witterung. Das alte Städtchen liegt noch im Halbschlummer, 
fjin und wieder schlupft eine Gestalt aus einem fiaustor, um, 
wie man im fjalbdunhel wahrzunehmen glaubt, im nächsten 
ßauseingang ebenso lautlos, wie sie gekommen, wieder ;u 
verschwinden. 
kein saut stört die weichende Nacht, die dem anbrechenden 
Tag das Feld räumt. Nur Bäcker mit körben, voll mit frischem 
Gebäck, gehen, durch die Nachtarbeit müde, schwerfälligen 
Schrittes zum „Bcothaus"1), um dort ihr Gebäck abzuliefern. 
Ellmählid) kommen die ersten Milchweiber aus der Um¬ 
gebung zur Stadt und unterbrechen durch das Gerassel ihrer 
Diecräderigen ungefederten Handwägelchen und das Scheppern 
der blechernen Milchkannen die Ruhe des Morgens. 
fluch von der Hufschmiede vernimmt man schon das 
wiehern und Stampfen der Pferde. Ein überarbeitseifriger 
Schuhmacher bearbeitet bereits mit solcher Hingebung und 
Husdauer das Sohlenleder mit dem „Schusterhammer", daß 
gewiß mancher in Hörweite wohnende und noch ruhebedürftige 
2) „Brotbaus": Verkaufsgewölbe mitten am 5tacltplatz, wo jeder im 
(Drte ansässige Bäckermeister ein Verkaufsabteil inne bat. Der Brotverkäufer, 
genannt „Brotsitzer", bat alltäglich das verkaufte Gebäck mit den ver¬ 
schiedenen Bäckermeistern gegen perzentuellen Enteil zu verrechnen.
	        
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