Volltext: Braunauer Heimatkalender 1931 (1931)

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Winter. 
Rauh ist dieser Geselle und gar schlimm seine Herrschaft 
in jener Gegend. Aber gerade dieses Rauhe liebt unser Volk. 
Alt und Jung ist an seine besonderen Launen gewöhnt und 
je Ärger seine Stürme brausen, je toller die weißen Flocken 
wirbeln und je grollender die Lawinen donnern — desto lusti¬ 
ger gebärdet jtchi dort die Jugend. An einem steilen Abhang 
oberhalb des Dörfchens L tummelt sich die gesamte Dorf¬ 
jugend auf selbstgemachten Schi und Rodelschlitten. Einer von 
dien wildesten war 'der Sepperl — seine Wangen glühten und 
seine Pulse flogen in höchster Begeisterung für diesen kindlichen 
Sport. 
Eines Tages lag der wilde Sepperl an einer schweren 
Lungenentzündung krank darnieder. — Statt, daß nun das 
Schnlfräulein froh gewesen wäre, den bösen Schlingel für 
einige Zeit los zu haben, war der Bub jetzt der Gegenstand 
noch größerer Besorgnis. Jeden Tag wanderte sie in den Sonn¬ 
leitnerhof hinübersehr zum Mißfallen des Bauern — und 
brachte ihrem kramten Schützling Erfrischungen aller Art, ja 
wachte sogar ganze Nächte lang während der ärgsten Krisis 
an seinem Lager. In der Krankenpflege war sie auch nicht ganz 
unerfahren. — Anfangs wollte der Sonnleitner gegen diese 
ungebetene Krankenpflegerin schärfsten Protest erheben, aber 
da kam er schön an beim Arzt, der sagte ihm gleich aus den 
Kops zu, nur dann den Buben retten zu können, wenn ihm eine 
zuverlässige und pflegekundige Person, wie die Lehrerin, zur 
Seite stehe. Wolle der Sonnleitner das nicht, dann gäbe er 
keinen Pfifferling für das Leben seines Jungen. 
Der Bauer macht ein paar Brummer darauf, legt aber 
her Lehrerin von nun an nichts mehr in den Weg; er läßt sie 
im Hause und am Krankenbett seines Kindes jetzt schalten und 
walten, wie sie nur wollte. Mit jedem .Tag schmolzen die 
Vorurteile des Bauern -gegen die Lehrerin immer besser zu¬ 
sammen — und schließlich sehnte er sich gerade nach ihr, wenn 
sie einmal nicht. zur gewohnten Stunde kam. — Der Sepperl 
in seinem Fieberdelirium sah und wußte nichts von alledem, 
desto mehr beschäftigte sich seine Phantasie mit dem neuen 
Schnlfräulein. 
„ Hartl, iatzt hab! i a Maus Igfaingt ... 'n Schnlfräulein 
in ’rt Kathederschubladn ... hu — wird dö dafchröcka ... 
Morg'in stell t ihr ’n Stuhl auf Nnßschal'n ... a Krötn hab 
i ä gsangt ... Hansi, geh, gib mir bei Schachts voll Heu- 
schreckn, dö latz i nacha ... Du, woaßt was, Blast, den großn 
Kürbis ... mach ma Äugn, a Rasn und a Maul einö ... 
steckn a Liacht ... hu, wird dö baschröcka, wenns bei ba Nacht 
vo Birnbach hoamgeht . . . Na, Herr Pfarrer, i mag f nöt. . . 
i kann s' antat nöt leibn ... ba Data trtags a not... Für 
uns Buam g'hört a Lehrer her ... bös Fräulein muatz Wieda 
fürt .
	        
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