Volltext: Braunauer Heimatkalender 1931 (1931)

Leise, innig und verschämt — und auch du wenig angstvoll 
hat die Bäuerin es ihrem Mann gesagt, das Unfaßbare — 
das, was für das Weib der Inbegriff aller Seligkeit ist — was 
jauchzt und klingt in ihrer Seele. Jäh steigt abwechselnd heiße 
Angst und süßeste Not in ihrem Herzen empor. Sie möchte es 
laut hinausschreien, das Glück, das unerhörte — sie — das 
gesegnete Weib. 
Der Tobelhofbauer, zuerst betroffen und verstimmt, lenkt 
allmählich ein und wird wieder Zugänglicher. In seiner der¬ 
ben, ungelenken Art läßt er jetzt sogar sein Weib oft Aufmerk¬ 
samkeiten fühlen, die es bisher nie gekannt. Er sorgt vor allem 
dafür, daß es im Hanse entlastet wird; allein er verbirgt es 
nicht, daß er das Kind ohne Freude kommen sieht, daß fein 
Werden ihm eine nicht vorausgeahnte Enttäuschung sei. 
Die Zenzi kniet mit erhobenen Armen vor dem Taber¬ 
nakel der Dorfkirche. Sie fleht zum Schöpfer, daß das Kind 
— ihr Kind — ein Mädchen fein möge. Ein Mädchen, das nie¬ 
mand im Wege stehe, das sie ungehaßt für 'sich allein erziehen 
dürfe — zum Weibe — zur Mutter. 
Immer eindringlicher wird ihr Bitten — immer beschwer¬ 
licher ihr einsamer Gang zum Tabernakel, und immer zieht 
es sie wieder dorthin zurück, wo sie ungehindert und »»belauscht 
mit erhobenen Armen und gerungenen Händen ihre seelischen 
Mutterqualen dem Schöpfer zuschreien kann, aus bedrängtem 
Herzen. Und mit fast heiterer Ruhe und Sicherheit kehrt die 
werdende Mutter je und je auf ihren Bauernhof zurück, erträgt 
sie die Verbitterung des Mannes und all feine Schroffheiten 
als wäre es nur ein krankhaftes Leiden, das ihn erfaßt, ein 
Seiidein, aus dem er genesen würde, sobald sie ihm sein Kind 
geschenkt hätte. 
So sieht die Tobelhofbäuerin dem Kommen des zum Le¬ 
ben erwachenden Kiudleins entgegen.
	        
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