Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

Gei fröhlich mit -einen Kindern! 
Die Heiterkeit der Mutter ist die Sonne der Kinder. Traurigkeit, 
Mißstimmung, schlechte Laune der Mutter sind Wolken am Kinderhimmel, 
deren Schatten oft ein ganzes Menschenleben verdunkeln. Auf der Straße, 
im Verkehr mit anderen versuchen wir, uns zu beherrschen und heitere 
Miene zu zeigen, auch wenn das Herz schwer und die Stimme trübe 
ist. Aber zu Hause lassen wir uns gehen, der Mißmut kommt wieder zu 
seinem Rechte, auch im Kreise der Kinder, die zu ihrer rechten Entwick¬ 
lung doch Frohsinn und Freundlichkeit brauchen, wie die Pflanze, das 
Licht. Erinnern wir uns aus der eigenen Kindheit des bänglichen Ge¬ 
fühls, wenn Mutter traurig war? Wie ein Ahnen dunkler Lebensrätsel 
war es, die der Kinderseele noch unverständlich, aber doch, wenn auch 
unbewußt, sich wie Blei auf unsere Fröhlichkeit legte. Wie rosig und 
frisch dagegen entwickelt sich ein Kind unter dem Sonnenschein heiterer 
Mutterliebe! Wie lernt es lachen und fröhlich sein, wenn die Mutter 
mit ihm fröhlich ist! 
Aber kann man glücklich, fröhlich scheinen, wenn man kummervoll, 
betrübt, krank oder elend ist? Schwer mag es manchmal fein, doch die 
wahre Mutterliebe kann alles; sie kann noch mehr, noch viel mehr, als 
heiter scheinen mit traurigem Herzen. Und ist der Besitz von Kindern 
nicht allein schon Glückes genug, um froh zu sein? 
Schenke deinen Kindern bis in ihre späten Lebensjahre die Er¬ 
innerung an eine glückliche Kinderzeit, an das Bild einer heiter lächeln¬ 
den Mutter. Heiterkeit im Verkehr zwischen Mutter und Kind läßt sich 
gut mit dem nötigen Ernst der Erziehung vereinigen; beide stehen keines¬ 
wegs im Widerspruch miteinander. Und wird dein Kind nicht lieber und 
freudiger den Worten einer fröhlichen Mutter gehorchen, als einer übel¬ 
launigen, mißmutigen ? Wohl mag ein Kind lernen, den Schmerz zu er¬ 
tragen, der ihm nicht erspart bleiben kann, aber es soll auch die Freude 
kennen lernen und sich sonnen in ihrem Rosenlichte, wo es immer nur 
möglich ist. 
Gebt frohe Jugend euren Kindern, 
Des Lebens Heimsuchung zu lindern 
Wer früh schon viel erlebt hat Gutes, 
Der trägt das Schlimme leichten Mutes; 
Er weiß, es gibt ein Glück auf Erden; 
Und was einst war, kann wieder werden!
	        
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