Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

Die Werbung mit Hindernissen. 
Franz liebte Klara und wurde von dem Mädchen gleich¬ 
falls geliebt. Da beide aller Fesseln ledig waren, mochte dies 
anscheinend eine recht unkomplizierte Angelegenheit gewesen 
söin. Franz hatte nur ein Geständnis seiner Liebe abzulegen 
brauchen, um sogleich die entsprechende Antwort ;u finden, 
oder Klara hätte, sofern nur ein Zug von Emanzipation in 
ihrem Lockenköpfchen beheimatet gewesen wäre, es dem 
schmachtenden Franz ohne weiteres wissen lassen können. Im 
Notfälle hätte auch ein telephonischer Anruf genügt. Aber zur 
Zeit, da diese Geschichte spielt, war die Sache doch nicht so 
einfach. Freilich — man liebte auch in den himmelblauen 
Biedermeiertagen. Aber ehe ein junger Mann den Entschluß 
faßte, sich dem Mädchen seiner Wahl zu offenbaren, bedurfte 
es doch gewisser Umstände und Vorbereitungsverhandlungen: 
Rücksprache mit Eltern, Gnkeln, Tanten, Vettern und lieben 
Freunden, und dann erst Konsultation mit dem Schneider, um 
in entsprechender äußerer Aufmachung, stilvoll und mit wohl¬ 
gesetzten Worten der Herzensdame fein Anliegen frisch und 
duftend wie ein Blumenfträuszchen zu präsentieren. 
Die Einwilligung der lieben Verwandtschaft erübrigte sich, 
weil Franz keine solche mehr besaß. Auch das festliche Klei¬ 
dungsstück war in Ordnung. Ein Frack, von einem wunder¬ 
voll warmen violett, wie jene Stiefmütterchen, die in Klaras 
sorgsam gepflegtem fjausgärtchen blühten. Diese Farbe mußte 
dem Mädchen also von vornherein sympatisch sein. Trotz dieser 
günstigen Auspizien hatte aber Franz noch immer nicht den 
entscheidenden Schritt gewagt, obwohl es an bescheidenen Er¬ 
munterungen Klaras nicht gefehlt hatte. Aber jedesmal, so oft 
sich Franz zu einer schüchternen Anspielung aufraffen wollte, 
setzte paula, Klaras älteste Schwester, ein so schalkhaftes und 
zugleich ironisches fächeln auf, daß Franzens zwirndünne ku- 
rage wie mit einem scharfen Messer entzweigeschnitten wurde. 
Der Unglückliche fand dann nur mehr die Kraft zu einigen 
elegischen Blieben, die zwar von Klara erwidert wurden, aber 
die beiden doch nicht zum ersehnten Ziel zu führen vermochten. 
Aber eines Sonntags lachte der Himmel mit solch freund¬ 
lichen blauen Augen, daß in Franzens geknicktes Herz neuer 
Mut und frohes Hoffen einzog. Er schlüpfte in feinen violetten 
Frack, begab sich zum Blumenhändler und kaufte einen mäch¬ 
tigen Strauß duftender Maiglöckchen. In solcher Ausrüstung
	        
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