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zeichen, und zwischen Nehren, Stoppeln und Garben standen
die Frauen und peterl in selbstverständlichem Gebet still. Da
ging ein wunderliebliches Lächeln über das junge Gesicht unter
dem weihen ßopftüchlein, das sich auch andächtig beugte . . .
Immer das gleich leuchtende Wetter. Immer die gleich un¬
ermüdliche Hcbeit. Und jeder neue Hckecstceisen schien noch
reichlicher getragen zu haben als der vorherige.
Die junge Notburga war schon nach einigen Tagen
nimmer die fremde Magd. „Dirn, Dirn, dich hat doch schon
der Herrgott extra geschickt, oder die Mutter Gottes, und ich
meinte fast noch einen besonderen Erntefegen mit die," sagte
wieder einmal Mutter Notburga zur jungen. „Gelt, ich hab'
nicht gelogen, wie ich versprochen hab’, fleißig zu fein," lachte
sie, und ihr Gesicht schien zu glänzen, und die korngoldenen
Cöcklein wußten nimmer, wohin sie flimmern sollten, denn die
Dirn hatte das Tuch abgebunden. „Der reinste Heiligenschein,"
sagte der peterl nachdenklich. „Du, gelt, verdirb sie mir nicht
mit solchen Redensarten!" brummte die Mutter, während die
Dirn, gurrend wie eine Taube, lachte: „Bist verrückt, peterl?"
Zwölf Tage hatte der fiornfchnitt gedauert. Nun war
man fertig damit. Die braven Kühe hatten den letzten wagen
hereingebracht, auf dem hoch droben peterl sitzen durfte. Es
war kein Regentropfen gefallen in der 3eit; jeder Halm war
oollkörnig. Seit Jahren hatte Mutter Notburga nicht so reichen
Ecntefegen heimbringen dürfen, und immer wieder klang in
ihren Dank gegen Gott auch ein solcher für die junge Helferin
hinein.
Beim Hbendtifch, der besser und reichlicher als sonst war,
meinte die junge Magd: „Nun werd' ich halt mein Bündel
schnüren müssen. Arbeit gibts keine mehr für mich jetzt."
fiathi machte einen unwillkürlichen Jähret auf ihrem
Sessel, schwieg aber, während die Mutter bedächtig sagte: „was
nicht gar, Mädel, so macht mans nicht bei uns. wie sind wir
froh um deine Hilfe gewesen. Jetzt bleibst du noch ein bißl da
und rastest aus nach der strengen Zeit, und hernach wird man
schon sehen, was wird. Nur grad zum Einspannen hat man
kein Rössel, und wenn's noch so flink und stark ist. Em liebsten
möcht’ ich dich ganz da b’halten bei uns. wird aber doch
nicht recht gehen, wird nicht gehen."
Die junge Notburga lächelte: „Nein, Mutter, das wird
freilich nicht gehen. Denkt doch, so ein großes, kräftiges Leut
da immer herumstehen haben, tvenns doch kein Korn mehr
zu schneiden gibt."
Hm nächsten Morgen, nicht gar so früh wie all die letzten
Tage her, lachte peterl in feinen Suppenteller hinein: „Heus
hat sie sich gar verschlafen, die Notburga, und ist doch sonst
immer am ersten dagewesen."
„Darf schon einmal verschlafen auch," meinte die Kathi
gutmütig. Sie schlief aber doch ein bißl gar lang, so daß die