Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

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braucht roird?" „Ja meine Hand hatt' mein Bauer schon auch 
brauchen können, aber meinen Mund halt nicht. . . zum 
Füttern!" lachte die Magd. „Ich war eingestellt für eine andere 
Dirn, die man nach Hause geholt hatte. Dann ist sie unver¬ 
sehens wieder gekommen und hat so lang gebettelt und ge¬ 
schrien, bis die Bäuerin sie wieder eingestellt hat. Dafür hat 
dann aber der Bauer mich ausgestellt, weil er sagt, daß er 
nicht so Diele Effet erhalten könne. Mich hat’s doch ein bißl 
verdrossen, daß er gar so genau war, da hab' ich mein Sach 
gleich zusammengepackt und schaue jetzt, wo ich unterkomme. 
Geh, stell mich ein, Bäuerin, wenn Ihr doch schon jemand 
braucht." „wollen wir es halt probieren," nickte Notburga, 
„komm’ mit in die Stube, daß wir darüber reden, wie heißt du 
denn?" „Notburga . . ." klang’s aus der niederen Tür, durch 
die beide verschwanden, fiathi blieb sitzen, sinnierte noch etwas 
über die neue Magd und fand zuletzt, daß die gewiß der 
liebe Herrgott gesandt, um ihnen aus der Not zu helfen. 
£s mußte wirklich so fein, denn nun hatte sich das Blatt 
gewendet. Beim ersten, frühen Dämmern stand die junge Not¬ 
burga schon fröhlich vor der alten, um ihr die Besorgung des 
Frühstückes abzunehmen. Dann ging’s auf das Feld. Dem peterl 
flogen die Sehren nur so durch die Hände. £r band feine 
Garben so flink und geschickt wie ein Alter. Und die neue 
Magd schnitt und schnitt, so rasch und doch ruhig und gleich¬ 
mäßig, daß sie in immer weiteren Abstand von ihrer Frau 
und der Rathi kam, obwohl sich die doch auch ins Zeug legten. 
Bis die Sonne nur etwas hochgestiegen war ein so stattliches 
Stück kickerland geschnitten, daß es wirklich nicht aussah wie 
die Arbeit von drei Frauen. 
Beim Jaufnen unter dem hohen Bpfelbaum griff die 
Dirn fröhlich und tüchtig zu. Ihre Wangen waren wie Hecken¬ 
rosen, die Bugen lachten. Müde schien sie nicht im geringsten 
zu fein. Und — sonderbar auch die zwei Frauen spürten heute 
die alten Rücken nicht, mußten nicht unter der Hitze keuchen, 
sondern fühlten nur frische Arbeitslust, wie ein tickendes Uhr¬ 
werklein, im Herzen rumoren. 
„Die Notburga hat uns wahrhaftig mit ihrer Jugend an¬ 
gesteckt," scherzte beim Mittagsmahl die Hausmutter, ftathi 
schmunzelte und drängte nach dem Tischgebet wieder nach der 
Arbeit. Und wieder schnitten sie und schnitten. Kathi mußte 
schließlich dem verzagenden Peterl schließlich beim Binden 
helfen, denn er kam nimmer hinter seinen Schnitterinnen nach. 
Nicht das kleinste Wölkchen ging durchs Himmelsblau, die 
Lerchen fangen und die goldenen Flehten sanken rauschend 
unter denn fleißigen Händen. Tief in den Abend hinein, bis 
zum ersten Klang des Abendläutens wurde weiter geschafft. 
Bei deren erstem Ruf richtete sich die Magd hoch auf und 
schaute wartend zu ihrer Frau hinüber. Notburga hatte gleich¬ 
zeitig mit ihr die Sichel niedergleiten lassen, machte das Kreuz-
	        
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