Volltext: Braunauer Heimatkalender 1930 (1930)

Erntefegen. 
Irgendwo, irgendwann ist es geschehen. Doch heute leben 
nur mehr fromme, alte Leutchen, die berichten könnten, daß 
ihre Eltern oder gar Großeltern jene Wittfrau gekannt, der in 
heißer Erntezeit die wundersam liebliche Magd einstand und 
ihr aus der Not half. 
Ja, es war heiße Erntezeit und heiße Notzeit dazu auf 
dem kleinen Gehöfte der alten Frau Notburga, die seit dem 
Tode ihres Sohnes allein dort sah. konnte sie doch mit der 
alternden Magd fiathi und dem kleinen Hüterbuben peterl 
allein wirklich die Ernte ihrer paar Felder nicht hereinbringen. 
Der lange vorher dazu gedungene Arbeiter war nach dem 
ersten Tag davongelaufen — heimlicherweise —, und weit 
und breit gab es kein paar Hände, das frei gewesen zu hilf¬ 
reichem Eingreifen, von Hof zu Hof ging Mutter Notburga. 
In weiterer Umgegend wanderte fiathi; sie frugen und baten, 
ob denn keiner der großen Bauern einen der Erntearbeiter ent¬ 
behren könne oder um Gotteslohn entbehren wolle, daß auch 
ihre paar Kecker geerntet werden könnten. 
Ja freilich, sowie man fertig war mit dem letzten Schnitt, 
konnten der Hans und der Michel, der Balthasar und der 
Sriedel kommen und aushelfen. Gar bald konnten sie dann 
kommen sowie man fertig war. Jetzt durfte aber das 
fiorn nimmer stehen bleiben, wär' ja ein grober Schaden, 
tvenn’s bliebe .... 
Müde und traurig faßen die zwei Stauen abends vor 
haustöre. Der Stall war versorgt; peterl hockte für sich, 
schnitzelte an einer Pfeife herum und guckte ab und zu nach¬ 
denklich zu den Zweien hinüber, die gar so wortkarg auf der 
Bank saßen. Er begriff gut, daß die Mutter und die Magd 
voller Sorgen waren. Ging doch ein schöner, heißer Tag um 
den andern hin, und erst auf einem Felde lagen die Sehren, 
und die noch nicht gebunden, zum Einbringen, ja, wenn ich 
halt groß wär . . . dachte der gutartige, aber leider gar nicht 
große peterl.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.