Volltext: Braunauer Heimatkalender 1926 (1926)

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Die alte, liebe Mutter! Wenn sie ihr Kind auf .'irrem Fehler 
ertappte, dann spracht sie wohl, urti> damit wollte sie jede Sünde 
vom Herzen ihres Lieblings fernhalten: Kind, sündige nicht, sonst 
weint dein heiliger Schlutzeng!el! Und glwißi hat das Kind so manche 
Sünde zu vermeiden gesucht, um den himmlischen Wegeleiter nicht 
zj! beleidigen und zu betrüben. Ja, es sind prächtige Männer und 
Frauen hervorgegangen aus der Hvch>schule der bäuerlichen Kinoer- 
stutze, wo die Mutter Priester und Lehrer in einer Person vertrat. 
Ein andermal michte sie zur Vorsicht und Achtsamkeit mahnen 
und wieder hatte sie Sprüchlein in Hülle u'id stille: Lege nicht 
das Messer auf den Rücken, denn sonst müssen die Armen Seelen 
draussitzen! Halte beim Essen nicht die Gabel hoch, denn sonst er¬ 
stichst du einen Engel! . 
M gäbe noch, soviele Sprüche voll weiser Lehren, allem schon 
die weniger sind ein Beweis für die gemütliche und sinnige An¬ 
leitung zum Rechten und Guten; jedenfalls haben die Altvordern 
mehr dami^ erreicht, als wir heute mit einem Dutzend Bücher über 
EMchunßslchre. 
* W 
Die Bäuerin. 
1 Wo eine gute Bäuerin wirtschaftet, wächst der Speck am Balken. 
2. Was die Frau erspart, ist so gut, als was der Mann verdient. 
13. Eine fleißige Hausfrau ist die Beste Sparbüchse. 
4. Eine Frau kann in der Schürze mehr hinaustragen, als der 
Mann mit dem Wagen hereinfahren kann. 
5. Das Weib und der Ofen sollen zuhause bleiben. ■ 
6. Fünf K sind es, die die rechte Bauersfrau beschäftigen: Sander, 
Küche, Keller, Kleider, Kammer. 
7. Von einem Hanse, in dem der Marttt fleißig und sparsam;, 
die Frau aber faul und verschwenderisch ist, sagt man: Bet 
ihnen ist es gerade, als wenn eine Kuh den Eimer voll Much 
gibt und stößt ihn mit dem Fuße wieder um. 
8. Eine wachsame Frau schläft mit offenen Hasenaugen. 
9. Wenn die Frau nichlt haust, — die Katze nicht maust, — der 
Hund nicht billt, — dann ist alles verspielt. 
10 Ein Hagelwetter geht mit seinem Schaden vorüber; aber wenn 
es ir der Küche einschlägt, dann ist alles verloren (d. H. wenn 
die Frau nicht wirtschaftet). 
* * 
Fslerkworte für freier. 
1. Um ein Mädchen soll man in der Küche freien und nicht auf 
dem Tanzboden. 
2. Heirat übler den Mist, so weiht du, to!er sie,tst. 
Z Wer bei Mondschiein freit, bereut es ant hellichten Tage. 
4. Sinnlichkeit ist ein schlechter Brautwerber .. 
5. Wer beim Freien zuviel aufs schöne Gesicht schaut, lieht Uch 
leicht blind.
	        
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