87
Grundbedingung ist die Reinhaltung des Stalles, denn im
Schmutze findet alles Ungeziefer die Stätte zur raschesten Vermeh¬
rung. Als zweites der wichtigsten Gegenmittel sei eine gute Lüftung
des Stalles genannt. In einem gut gelüsteten Stall wird den
Fliegen das Dasein sehr verleidet. Zur Lüftung eignen sich am
besten Kanäle durch! das Mauerwert (manchmal auch unter dem
Barren verlaufend) und außerdem Dunstschllöte zum Wlzug der
schlechten Lust. Ein schwacher Luftzug, besonders an der Stall-
decke, schadet dem Vieh nicht. Starke Zugluft wäre allerdings schäd¬
lich!, vor allem sollen die Tiere nicht direkt von der einströmenden
kalten Lnft getroffen werden.
Außerdem ist das Weißen des Stalles öfters vorzunehmen.
Angeblich soll es gut sein, wenn man dem Weißkalk etwas blaue
Farbe oder Alaun zusetzt. Auch! Lysol u. dgl. können in kleinen
Mengen hiezu verwendet werden. Das! Aufhängen von Chlorkalk
an der Stalldecke soll eine gute Wirkung haben. Man kann auch!
Insektenpulver verwenden, welches mit eigenen Gummiballons direkt
auf die sitzenden Fliegen geblasen wird. Natürlich! muß das Vieh
bei dieser Gelegenheit hinausgebracht werden. Die betäubten Fliegen
müssen zusammengekehrt und verbrannt werden, da sie sich: sonst
wieder erholen.
Starkriechende Mittel sind besonders im Milchviehstall nicht gut
verwendbar, da die Milch leicht solche Gerüche annimmt. Um den
Zustrom der Fliegen von außen abzuhalten, kann man an den
Fenstern Fliegennetze anbringen. In ähnlicher Weise nützt auch
ein Verdunkeln des Stalles durch! Einflechten ’ von Laubwerk u. dgl.
im Fensterkreuz, wie man es an heißen Tagen vielfach macht. F. W.
* *
Bäuerliche Anstands-, öoriidits- und Sittlidikeitsregelu.
Köstlicher Urväter-Hausrat! Uralt! kerngesund, schlicht und ein¬
fach! Woher stammen sie, diese Regeln? Niemand kann es sagen.
Die bäuerliche Mutter von einst, das prächtige, naturweise ^ ltnti
naturechte deutsche Weib, hat sie geprägt und HO damit ihre Kinder
zu lebenstüchtigen Menschen gemacht, zu Menschen ohne Falsch und
Hehl. Sie verstand sich! auf das Erziehen, und so wie sie an die
Schlüssel der Kammern und Truhen ein Klötzlein Band, um jte nicht
zu verlieren ©der verlorene wieder zu finden, also fügte sie auch!
att ihre Lehren ein Klötzlein, damit die Kinder die Lehre nie ver¬
gäßen, auch' dann nicht, wenn der Mutter-Mund längst verstummt
war. Die 'Bauernmutter von einst war fromm, auch die heidnische
Bauersfrau war es nach! ihrer Art gewesen, und deshalb müssen
Engel und der Widersacher Gottes viel herhalten, der Teufel, den
das Kind früh verabscheuen sollte, weil er die Menschen zum Bösen
verführt.
Beispiele solcher Anstandsregeln, wie sie Bei uns zu Lande
noch! heute vielfach gebraucht werden, find: Spucke nicht ins Wasser,
sonst spuckst du dem lieben Gott in den Mund, — Gehe morgens
nicht ungewaschen aus dem Hause, sonst begegnet dir der Teufel.