Volltext: Braunauer Heimatkalender 1926 (1926)

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Das Htmmelszeichen. 
Von F. Schrönghamer-Heimdall. 
Beim Hinterstoißer reißt jemand die Stubentüre auf und schreit: 
,,A Himmelszeichen!" Und verschwindet wieder. 
„Aus is's," jammert die alte Annamirl und schlägt nn Kreuz 
so groß wie Mi Wischbäum' überzwerg. Die Hinkerstoißerifchen, 
tne gerade beim Essen sitzen, legen die Lössel weg unb nlen ins 
Freie, aus den Sandhügel zu, und schlauen nach dem Himmelszeichen 
aus. Der Loisl nimmt gleich! sein Gewehr mit — „sicher ist sicher". 
Denn ein Himmelstzeichen bedeutet allemal ein Unglück, »on& am' 
hellichten Tag. 
Derweil die HinterstoiHerischen betn Sandhügel zustürmen, geht 
auch beim Steinjakl, beim Weberpoldl, VeiÄ Lenzbauern und ^ beim! 
GcralNieser die Stubentüre auf und der unbekannte Jemand schreit 
hinein: „A HimNrelszeichen!" Und verschwindet. Innerhalb drei" 
Minuten steht 'das ganze Dorf beim Sandhügel draußen und lugt 
nach! dem Himmelszeichen aus/ Auf den Bauerntischen türmen sich 
ganze Berge von Knödeln und in den Pfannen und Rainen, auf 
Platten und Tellern erkalten die geselchten Fleischtrüm'mer, die die 
Dörfler soeben im Stich! gelassen wiegen dies Himmelszeichens. Es> 
ist lauter Fleisch! von „schwarzen Säuen", ldlohpelt schwarz, weil ja 
auch noch gerußt und geräuchert... 
Aber jetzt denkt keine Seele, und mag sie so „schwarz" sein tote 
Bauerngeselchtes von „schwarzen" Säuen, an Kraut und Knödel,, 
an Fleisch und Soß, sondern nur an das Himmelszeichen, das tote 
ein Vorbote des Jüngsten Gerichtes am Sandhügel zu schauen ist. 
Alles ist ausgeflogen. Sogar die Hunde sind int allgemeinen Ge¬ 
tümmel mit fort; selbst die Säuglinge hat man mitsamt den Wickel¬ 
kissen mitgeschleppt, damit sie auchi das Himmelszeichen sehen. 
Wer ist noch im Dorfe? Ei, huscht da nicht ein Schatten von 
Haus zu Haus, flink wie ein Wiesel? Oder sind's gar zwei? Was 
treiben die, weil sie mit vollen Rucksäcken und Schneuztücheln das' 
Weite suchen, nachdem sie alle Häuser abgeklopft haben? 
Derweilen suchen die Bew!ohner des Ortes auf dem Sandhügel, 
dem Sonnwenbseuerplatz, unb Aussichtspunkt Bei Feuersbrünsten,> 
Bittgängen, Fahnenweihen und anderen Festen, das Himmelreichen. 
Vor' lauter ‘Eile und Verwirrung sehen sie's natürlich! nicht gleich, 
und ber Girgelwiesertoni hält gar eine Haubenlerche, die gerade 
vom Steinjaklseld aufsteigt, für das Himmelszeichen. Wenn die Leute 
nicht alle so voller Augst wären, täten sie ihn auslachen, den 
dummen Toni. Aber so traut sich! niemand. 
-Alles schaut auf den Hinterstoißer, denn der hüt ein .Fern¬ 
rohr, mir dem er bett ganzen Himmel absucht, als wollte er bie 
Milchstraße ausbuttern. 
, „Da ist's!" schreit jetzt der Weberpoldlhansl unb deutet mit 
betn Finger über bett Lenzbanernwälb. Gleich: sehen es mehrere, 
und nach einer Weile alle. Jetzt wirb bie Angst erst groß. Männer, 
Me int Kriege tuitgefochiten, (bekommen bas Gruseln, Kleinknechte
	        
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