Volltext: Braunauer Heimatkalender 1926 (1926)

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haben, sie tolle arbeiten, wie es andere Männer im Dorfe such von ihren 
Kleibern verlangten. Sie batte ja einen fernen Damen, sie mußte doch 
wohl etwas Besseres fein. Eines Abends faß er sinnend vor tonem tau* 
beren, eben fertigen Raufe, ringsum lagen noch Baurefte, Sand, Mörtel, 
Steine etc., da fiel fein Blick auf den Sand nabe zu feinen Men. 
eigentlich formt sich oft der Sand. Schau, faft ein Gesicht im P]°fil Itellt 
er dar, das war ja feine Lori. Richtig! die gewellten haare, die tcbone 
Stirn, die feine Date, der Mund, das runde Kinn, alles ist von ihr, fo- 
aar die Augenbrauen; ein Stäbchen, das in der Dabe lag und das er 
betlangte, genügte, um durch ein bißchen Zurechtrücken des Sandes^das 
Bild feiner £ori hervorzubringen, wie er es nur zu lebhaft noch im Kopf 
batte. Der Alloanige batte eine kindische Jreude. Immer verbesserte er, 
dort und da zugebend, wegnehmend und endlich war er zufrieden. So 
war sie gewesen, genau so. Damit die Freude länger dauere, die ihm 
der Zufall bereitet, zäunte er mit Weidenruten das Bild ein und deckte 
es sogar zu, damit die Bühner nicht darüber kommen und es zerstören 
konnten. Später, als alles nach dem Baue zusammengeraubt war. blieb 
in der Däbe des Baufes ein Sandhaufen zurück, was bei dem Ordnungs¬ 
sinn unseres Bans eigentlich befremdlich schien; er wußte warum, batten 
ihm doch der Regen und der Wind schon öfter fein Bild zu zerstören 
aedrobt; doch batte er immer wieder ausgebessert und batte nun beieits 
so viel Uebung erlangt, daß er es jeden" Abend sieb neu zeichnete und 
gegen der Bühner, des Windes und des Regens Zerstörung keine Vor¬ 
kehrung mehr traf; er freute sich den ganzen Cag auf diese Arbeit, die 
ihm Bilder der kurzen, seligen Zeit feines Lebens vorgaukelte. 
Endlich fing Bans an, neben dem Kopfe feiner fori noch andere 
Köpfe in den Sand zu zeichnen; <s waren Rinderköpfe, eigentlich war s 
jederzeit ein Knaben- und ein Mädchenkopf; der erstere fab ihm, der 
andere der £ori ähnlich. Die Ähnlichkeit war immer groß. €s genügte 
ihm nicht, daß er fein Bild im Wasser des kleinen tumpels nächst 
feinem Baute und in der Fensterscheibe betrachtete und danach arbeitete, 
sondern er batte sogar einen Spiegel sich zugelegt, damit -^r B“f 8e* 
nau werde“. Da arbeitete er Abend für Abend und war schlechtes Wetter, 
so konnte er es kaum erwarten, bis es wieder schön und der Sand ge¬ 
fügig wurde. 
ü. 
Seit einiger Zeit war eine unbestimmte Sehnsucht nach Aenderung 
feiner tage über ihn gekommen. Gr wußte selbst nicht, was er wollte, 
und doch meinte er, es müßte anders werden. 6ines Cages kam das 
Mädel des Dachbars, das täglich zur Schule ging, zu ihm und richtete 
ihm aus, daß beim Krämer ein Brief für ihn liege, den er aber selbst 
holen müsse, da etwas zu unterschreiben fei. 3etzt wußte er s das war s, 
der Brief muß es bringen, was ibn so ^nge druckt. Dach beendeter Ar¬ 
beit eilt er ins Dorf und mit dem Briefe in der Brutttafche, der ihn aufs 
Berz drückt, daß ihm der Atem vergebt — batte ihm ja der' Hramw 
getagt, der Brief käme weit her kehrte er beim, m Abendsonnen- 
schein fitzt er dann vor feiner Cür, zeichnet sich zuerst noch ferne drei 
Köpfe in den Sand, und nun in Gottesnamen gebt es an den Brief, der 
lautet aber:
	        
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