Volltext: Braunauer Heimatkalender 1923 (1923)

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Die zwei Millionen Schweißdrüsen der Haut sind mit ihrer Ober¬ 
fläche durch Kanäle verbunden, die zusammen 17 Kilometer lang sind. 
Die Augenlider eines Menschen werden im Jahre durchschnittlich 
Viermillionenmal geöffnet und geschlossen. 
Beim Mann rechnet man auf einen Quadratzentimeter des Scheitels 
durchschnittlich 171 Haare — aber der Reichtum schwindet oft sehr bald. 
Das Räuber* und Bandenunwesen. 
Von Dr. A. Heilmann. 
Trotz unserer geordneten Sicherheitsverhältnisse, haben wir nach 
dem Kriege wieder von Räubern und Banden gehört, die in früheren 
Zeiten nach jedem Kriege auftraten und oft lange große Landstriche un¬ 
sicher machten. Seit den Zeiten des späteren Mittelalters war das Ge¬ 
sindel der Räuber und Gauner eine wahre Landplage, und es bedurfte 
manchmal des Aufgebots starker Polizeimacht, ja sogar der Reichstruppen, 
Am ihnen das Handwerk zu legen. 
Schon aus dem 12. Jahrhundert wird berichtet, daß in der Nähe 
der Landstraßen Räuber in Schlupfwinkeln lagen und den Kaufleuten 
und anderen des Weges Ziehenden auflauerten, um sie auszurauben. 
Da damals noch weite Strecken jetzt urbar gemachten Landes mit 
riesigen Wäldern überzogen waren, hatten solche Wegelagerer sichere 
Verstecke. Im 13. Jahrhundert wird geklagt, die Weiber könnten nicht 
über Feld gehen, ohne von den Räubern angefallen zu werden. Je ohn¬ 
mächtiger die deutschen Kaiser wurden, desto ohnmächtiger wnrde auch 
die öffentliche Rechtspflege. Das Faust- und Fehderecht des Adels artete 
in vollendetes Räubertum aus, und die vielen herrenlosen Knechte und 
entlassenen Soldaten schlossen sich gerne einem Raubritter an oder 
raubten ans eigen Hand und lebten vom Stegreif oder Sattel. Die Zahl 
der Räuber wurde vermehrt aus den Reihen der verbummelten Studenten, 
wandernden Handwerksgesellen, Marktschreier und Taschenspieler. Be¬ 
sonders im südlichen Deutschland gab es damals schon mächtige, or¬ 
ganisierte Räuberbanden. Zur gemeinschaftlichen Bekämpfung der Banden, 
welche die Gegend plünderten, schloß sich im Jahre 1391 die Stadt 
Basel mit dem Bischof Friedrich von Straßburg, dem Abt von Murbach 
und anderen geistlichen und weltlichen Herren zu einem förmlichen Bünd¬ 
nis zusammen. Im Bewußtsein ihrer eigenen reichspolizeilichen Ohn¬ 
macht räumten die Kaiser durch besondere Privilegien den Städten das 
Recht ein, die Räuber zu verfolgen und zn richten. Aber -sie waren 
machtlos, und auch die Fehmgerichte konnten dem Unheil nicht Einhalt 
gebieten. Das Stehlen, Rauben und Plündern wurde geradezu ein Ge¬ 
werbe, eine Kunst. Immer frecher und tollkühner traten die Mordbrenner- 
auf: sie wagten sich aus ihren Verstecken in die Städte, wo ihnen das 
bunte Leben des bürgerlichen Verkehrs Schutz gewährte. Im Jahre 1540 
hielt eine Räuberbande in Eßlingen a. Neckar ihre Zusammenkünfte ab. 
Auch aus den Reihen der aufrührerischen Bauern in Franken, Schwaben
	        
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