Tie ehrsame Bäckerzeche hat Silbergefäße, Leuchter unb andere
Wertsachen. Wohin damit, wohin? Ins weltabgeschiedene Mühloiertel,
ba sieht's kein Teufel nnb kein Franzos!
Biedermänner «ahmen sich der Sache an. Unb tüchtig würbe das
Wegräumen besorgt. Bis heute wartet die Bäckerzeche zu Schärding auf
die versteckten Wertsachen.
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Unterbreiten wir dem verehrlichen Publikum die Lumperei Nr. 3
zur gefälligen Beurteilung:
König Maximilian Josef von Bayern spendete 1814 den pracht¬
vollen Marmoraltar aus der aufgehobenen Karmeliterkirche zu Regensbürg
an die Stadtpfarrkirche zu Schärding. Am 29. November langte der auf
Schiffen transportierte zerlegbare Altar in Schärding an. Der Gottesdienst
konnte wieder in der Hauptkirche abgehalten werden.
Dies war aber einem Teil der Bewohnerschaft keine wünschenswerte
Errungenschaft. Als die Stadtpfarrkirche im Neunerjahr zur Ruine wurde,
mußte der Gottesbienst in der Kapuzinerkirche abgehalten werden. Dies
bedingte eine Verschiebung des wirtschaftlichen Lebens von der Stadt in
die Hiriterstadt. Denn um den Kirchturm herum ist das regsamste Lebens
Handel und Wandel gedeihen dort am besten, wo des Kirchenweges
Pfad verläuft. Einsame Orte sind keine Handelsplätze, wo viel Leut', ist
viel Wat’L
Die Geschäftsleute ber hinteren Stadt sahen diese Werteverschiebung
anno 1809 mit Wohlgefallen an unb hatten an bem Wiederaufbau der
Stadtpfarrkirche kaum ein christliches, gewiß aber kein leibliches Inter-
esse. So lange die Stadtpfarrkirche eine wüste Gewölbestätte war, flutete
die Schar der Beter und — Kundschaften an ihren Geschäftsläden vorbei.
„Um sich derselben für eine längere Dauer zu sichern, gerieten
einige jedes G-meinsinnes bare Bürger, vom schmutzigen Eigennutze ge¬
leitet, auf den Ged arten, dev ganzen Kirchenbau zu "hintertreiben und
deren Wiedereröffnung daburch unmöglich zu machen, daß bie Erwerbung
unb Ausstellung des Hochaltares auf jebe Weife verhindert unb mittels
geheimen Einverständnisses mußte ein Schiffbruch des mit bem Marmor-
altar betabenen Fahrzeuges fiktiver Weife herbeigeführt werden und
wirklich verunglückte am 9. November 1814 das beladene Schiff bei
Windors, doch wurde das meiste wieder ans dem Wasser herausgehoben
und gerettet.
(Lamprechts Chronik von Schärding, zweiter Teil, Seite 77.)
Den Schlaumeiern gelang das samos ausgetüpfelte Schurkenstücklein
nicht, der Hochaltar, welcher über 27.000 Gulden gekostet haben soll,
steht heute, ben Biederleuten aus der guten alten Zeit zum Trotz, tu
seiner marmornen Pracht schon 105 Jahre in ber Stadtpfarrkirche. Zwei
Heiligen aber — dem hl. Leopold und einem Karmelitermönch — war
es nicht ßefchie&en, unter Dach zu kommen. Vor der Abtsmühle stehen
die beiden und müssen gemäß dieser sonderbaren Fügung Bedauerlicher«