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Neufchatel, statt. 24.000 Franzosen erwiesen beim Feste die militärischen
Ehren, 12 Mann von der österreichischen und von der ungarischen Nobel¬
garde standen in Parade. Nach einem kurzen Festessen bewegte sich der
Zag, bestehend aus 83 Kutschen und Wägen und gegen 500 Pferden,
nach Braunau, um dort zu übernachten. Mit überschwenglichen Worten
wurde die Kaiserin in Braunau begrüßt und Napoleon als der weiseste
und größte aller Sterblichen geschildert. Die junge Kaiserin übernachtete
im Gasthof Fink (2. Stock-. Nächsten Tag ging die Reise nach München
weiter. Die öffentlichen Feierlichkeiten waren nnn vorüber.
Die Rieder Regierung gab zahlreiche Publikationen und Verord¬
nungen heraus, die vom Intendanten gefertigt und die stets auf das
genaueste befolgt wurden, denn die Beamten fühlten sich geschmeichelt,
von dem Vertreter des Korsen belobt zu werden.
Den 10. Juni 1810 Hai der Gewalthaber in der von den Fran¬
zosen eroberten Provinz „Inn- und Hausruckoiertel", der Herr Intendant
Emannel Camus du Martroy, der Landeskommission in Ried feine Ab¬
berufung nach Frankreich angezeigt, ist abgereist und den 11. Juni traf
der neue Intendant Genet von Fulda in Ried ein.
Die „vor der kaiserlichen Vatergröße in kindlicher Ehrfurcht und
Dankbarkeit ersterbende" provisorische französisch kaiserliche Landeskom-
Mission zu Ried sah sich veranlaßt, dieses Ereignis der unter den Folgen
der französischen Kriege furchtbar leidenden Bevölkerung der eroberten
Provinz bekanntzugeben mit folgender Nachricht:
Nachricht.
Der Herr Intendant dieser Provinz Emmanuel Camus dn Martroy hat ber
Landeskommission seinen höheren Ruf als Präfekt in dar Departement Creuse in
den verbmdlichsten Abdrücken eröffnet, die seine Zufriedenheit mit der Amtsführung
des Chefs und der Räthe, nnd mit dem rechtlichen Betragen der nun den Bundes¬
staaten zugetheilten Bewohner laut aussprechen.
m Die Landeskonimiffiou äußert gerührt über den Austritt eines so würdigen
Borstehers, der seine heilig,n Pflichten gegen den höchsten Sonverain so sehr mit
Humanität und Milde gegen die Provinz zu verein«, wußte, erließ — blos als
schwachen Beweis ihrer Empfindungen - an den scheidenden Herrn Intendanten
nachfolgendes Schreiben;
Ener Hochwohlgeboren!
„Die innigste Theilnahme an Ihrer Beförderung - der Belohnung Ihrer
Verdienste — und der wchmerz Ihres Verlustes theilt unsre Gefühle."
0 ''Sie waren das Organ des Größten Fürsten aller gehen; gerechter, heiliger
ktt<ro LJ « ctR ^ouverain bezeichnete Ihre Handlungen: Herablassung, Edelmnth
nnd Menschenliebe gewann Ihnen die einstimmige Achtung, die allgemeine Liebe
Dreier Provinz.
tfi , "?antU"£ F«fl,en begleiten Sie — als Werkzen, Napoleons — Groß durch
Thaten der Gerechtigkeit uub Milde - in Ihr vortreffliches Vaterland. Gewohnt
Sljre eble Handlungswe se dort forthuschen, werdea Sie unser nie vera»ssen: Sie
kennen unsre Lage, unsre Bedürfnisse, unsre Gefühle. Sie prüften unseren Willen
unsere Kräfte, unseren Werth. Nie können wir Sie — unsern Wohlthäter — ver¬
gessen voll der innigsten Verehrung, Danlöarkeit und Liebe."
Der Präsident und die Räthe
der Landeskommiss, für sich und im
Rahmen der Provinz.