Volltext: Braunauer Heimatkalender 1921 (1921)

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Neufchatel, statt. 24.000 Franzosen erwiesen beim Feste die militärischen 
Ehren, 12 Mann von der österreichischen und von der ungarischen Nobel¬ 
garde standen in Parade. Nach einem kurzen Festessen bewegte sich der 
Zag, bestehend aus 83 Kutschen und Wägen und gegen 500 Pferden, 
nach Braunau, um dort zu übernachten. Mit überschwenglichen Worten 
wurde die Kaiserin in Braunau begrüßt und Napoleon als der weiseste 
und größte aller Sterblichen geschildert. Die junge Kaiserin übernachtete 
im Gasthof Fink (2. Stock-. Nächsten Tag ging die Reise nach München 
weiter. Die öffentlichen Feierlichkeiten waren nnn vorüber. 
Die Rieder Regierung gab zahlreiche Publikationen und Verord¬ 
nungen heraus, die vom Intendanten gefertigt und die stets auf das 
genaueste befolgt wurden, denn die Beamten fühlten sich geschmeichelt, 
von dem Vertreter des Korsen belobt zu werden. 
Den 10. Juni 1810 Hai der Gewalthaber in der von den Fran¬ 
zosen eroberten Provinz „Inn- und Hausruckoiertel", der Herr Intendant 
Emannel Camus du Martroy, der Landeskommission in Ried feine Ab¬ 
berufung nach Frankreich angezeigt, ist abgereist und den 11. Juni traf 
der neue Intendant Genet von Fulda in Ried ein. 
Die „vor der kaiserlichen Vatergröße in kindlicher Ehrfurcht und 
Dankbarkeit ersterbende" provisorische französisch kaiserliche Landeskom- 
Mission zu Ried sah sich veranlaßt, dieses Ereignis der unter den Folgen 
der französischen Kriege furchtbar leidenden Bevölkerung der eroberten 
Provinz bekanntzugeben mit folgender Nachricht: 
Nachricht. 
Der Herr Intendant dieser Provinz Emmanuel Camus dn Martroy hat ber 
Landeskommission seinen höheren Ruf als Präfekt in dar Departement Creuse in 
den verbmdlichsten Abdrücken eröffnet, die seine Zufriedenheit mit der Amtsführung 
des Chefs und der Räthe, nnd mit dem rechtlichen Betragen der nun den Bundes¬ 
staaten zugetheilten Bewohner laut aussprechen. 
m Die Landeskonimiffiou äußert gerührt über den Austritt eines so würdigen 
Borstehers, der seine heilig,n Pflichten gegen den höchsten Sonverain so sehr mit 
Humanität und Milde gegen die Provinz zu verein«, wußte, erließ — blos als 
schwachen Beweis ihrer Empfindungen - an den scheidenden Herrn Intendanten 
nachfolgendes Schreiben; 
Ener Hochwohlgeboren! 
„Die innigste Theilnahme an Ihrer Beförderung - der Belohnung Ihrer 
Verdienste — und der wchmerz Ihres Verlustes theilt unsre Gefühle." 
0 ''Sie waren das Organ des Größten Fürsten aller gehen; gerechter, heiliger 
ktt<ro LJ « ctR ^ouverain bezeichnete Ihre Handlungen: Herablassung, Edelmnth 
nnd Menschenliebe gewann Ihnen die einstimmige Achtung, die allgemeine Liebe 
Dreier Provinz. 
tfi , "?antU"£ F«fl,en begleiten Sie — als Werkzen, Napoleons — Groß durch 
Thaten der Gerechtigkeit uub Milde - in Ihr vortreffliches Vaterland. Gewohnt 
Sljre eble Handlungswe se dort forthuschen, werdea Sie unser nie vera»ssen: Sie 
kennen unsre Lage, unsre Bedürfnisse, unsre Gefühle. Sie prüften unseren Willen 
unsere Kräfte, unseren Werth. Nie können wir Sie — unsern Wohlthäter — ver¬ 
gessen voll der innigsten Verehrung, Danlöarkeit und Liebe." 
Der Präsident und die Räthe 
der Landeskommiss, für sich und im 
Rahmen der Provinz.
	        
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