Volltext: Eckart Nr. 5 1913/14 (Nr 5 / 1913/14)

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1. Januar 1913 ab in Deutschland er 
scheinenden deutschen und fremdsprachigen 
Literatur sowie der außerhalb Deutschlands 
erscheinenden deutschen Literatur vor 
nehmen und für alle Zeiten aufbewahren. 
Dabei wird der Begriff „Literatur" aus 
gedehnt auf Erzeugnisse der Druckerpresse, 
die gemeinhin nicht darunter verstanden 
werden; z. B. Schul- und Vereinsschrif 
ten,- Veröffentlichungen von Behörden 
und dgl. Mit alleinigem Ausschluß von 
Musikalien und politischen Zeitungen 
sammelt die Deutsche Bücherei alle Erzeug 
nisse des deutschen Buchhandels, die amt 
lichen Veröffentlichungen der Behörden 
Deutschlands, Österreichs, der Schweiz 
und endlich die große Fülle der Privat 
drucke, die am leichtesten dem Untergang 
geweiht sind. Für die Aufbewahrung 
der Musikalien ist durch die der königlichen 
Bibliothek in Berlin angegliederte Deutsche 
Musiksammlung bereits gesorgt,- die Ein 
beziehung der politischen Zeitungen in das 
Sammelgebiet der Deutschen Bücherei 
mußte aus Rücksicht auf den dadurch be 
dingten ungeheuren Raumaufwand unter 
bleiben, so wichtig auch nach der überein 
stimmenden Meinung aller Sachkenner 
gerade eine solche Sammlung wäre. Es 
besteht indes die sichere Aussicht, daß eine 
planmäßige Lösung dieser Frage unter der 
Führung des Preußischen Staates vor 
genommen wird. 
Der deutsche Verlagsbuchhandel schafft 
sich in der Deutschen Bücherei ein lücken 
loses Archiv seiner Veröffentlichungen vom 
1. Januar 1913 ab, ein Archiv, das den 
denkbar größten Schutz gegen Feuers 
gefahr bietet und nach den vorgesehenen 
Bestimmungen den beteiligten Firmen ihre 
Werke auf Wunsch leihweise ins Haus 
sendet. Unter denselben Bedingungen wer 
den auch die früheren Verlagsartikel ent 
gegengenommen und vor Schaden und 
Vernichtung bewahrt. In den Zugangs 
listen der Deutschen Bücherei entsteht ein 
vollständiger, stets ergänzter Latalog des 
deutschen Verlags, der den Umfang der 
Jahresproduktion eines Hauses nach der 
Zahl und Art der Werke wie nach der 
Summe der Preise bequem übersehen läßt. 
Aber auch für diejenigen Druckwerke, 
welche nicht durch den Buchhandel gehen, 
gestatten die Sammlungen der Deutschen 
Bücherei sichere Unterlagen und Verzeich 
nisse zu schaffen. Das gilt insbesondere 
von zahlreichen Zeitschriften, die nur einem 
bestimmten Personenkreise zugeführt wer 
den und großenteils auf keiner öffentlichen 
Bibliothek bisher gesammelt wurden, auch 
der bibliographischen Verzeichnung ent 
gangen sind; z. B. Zeitschriften von 
Sammlervereinen, von Organisationen 
von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Be 
rufsständen usw. 
Alle diese Bestände den Interessenten 
jederzeit zur unentgeltlichen Benutzung 
in den Lesesälen bereit zu halten, ist eine 
weitere Hauptaufgabe der Deutschen 
Bücherei, die damit als Bibliothek in den 
Kreis ihrer älteren Schwestern tritt. Die 
vielen Lichtseiten einer Präsenzbibliothek 
auch für die Benutzer sind unverkennbar; 
so wird die Deutsche Bücherei ihren Be 
suchern ein rasches Arbeitstempo ermög 
lichen. Werke, die nicht in das Sammel 
gebiet der Deutschen Bücherei fallen, kön 
nen für den Gelehrten aus anderen Bi 
bliotheken leihweise beschafft werden. Zahl 
reiche Veröffentlichungen fremder Spra 
chen werden in deutschen Übersetzungen 
zugänglich sein, die wertvollsten Schütze 
unserer Nationalliteratur im engeren 
Sinne werden nicht fehlen, da immer neue 
Ausgaben erscheinen, die der Deutschen 
Bücherei zugeführt werden. 
Alle Eingänge der Deutschen Bücherei 
zusammen werden das deutsche Schrift 
tum, gleichviel, ob es im Handel ist oder 
nicht, in seiner Vollständigkeit darstellen. 
Auf dieser Grundlage kann eine vollstän 
dige Bibliographie der deutschen Druck 
werke Deutschlands rmd des Auslandes 
und der fremdsprachigen Druckwerke 
Deutschlands gewährleistet werden, wie 
sie in diesem Umfang noch nicht besteht. 
Die oft erörterte Frage der Nutzbar 
machung der bibliographischen Titel- 
aufnahme für die Katalogisierungszwecke 
der Bibliotheken tritt durch die Be 
gründung der Deutschen Bücherei in ein 
neues verheißungsvolles Stadium. Auch 
die bestehenden Fachbibliographien 
Bibliographie der Naturwissenschaften, 
der Sozialwissenschaften, der Zeitschristen 
literatur usw. — dürfen der tätigsten För 
derung durch die Bestände der Deutschen 
Bücherei gewiß sein. 
Der Rechtsform nach ist die Deutsche 
Bücherei eine Veranstaltung des Börsen 
vereins der Deutschen Buchhändler, dem 
die zur Errichtung und Verwaltung der 
Bücherei erforderlichen Mittel von seiten 
des sächsischen Staates und der Stadt- 
gemeinde Leipzig durch den oben erwähn 
ten Vertrag zur Verfügung gestellt sind.
	        
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