Volltext: Eckart Nr. 5 1913/14 (Nr 5 / 1913/14)

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„Wear Hot mar hear g'schria?" 
„Nu, nu!" begütigt Gott. „Mo naus und niena (nirgends) hi? Woischt it, dag 
i Gott Vater bi?" 
Worauf der Selbstbewußte den Herrgott zurechtweist: 
„I bi a Cherubi, Und it vom gmoina Pöbel." 
Überhaupt ist der Ton, mit dem die tolpatschen Menschen in ihrer 
geringen Neigung, etwas wichtig zu nehmen, mit Gott Vater, dem gern 
„Arien" singenden guten und ehrwürdigen alten Papa verkehren, äußerst 
scherzhaft. Wer wird nicht lachen müssen, wenn Adam, nachdem Gottvater 
ihm des Breiteren sein künftiges Los mit dem schließlichen Tode als Strafe 
für seinen Ungehorsam vorgehalten hat, fragt: 
„Ka ma dös Ding nimm« vermittla? I will ui geara andere Apfel schüttla!" 
Die durch die Übersetzung biblischer Geschichten in die schwäbische 
Bäuerlichkeit notwendig bedingte Zeitlosigkeit gibt den Vorgängen und Reden 
immer wieder ihre leichte, aber possierliche Komik. Nicht nur, daß Gott 
Vater mit Adam über „Mieder, Juppa, Käppla und Halstüacher, ja über 
B'häng an d' Auhraläpplq" unterhandelt und sich über „broite Schweizer- 
küah" und die geringe Brauchbarkeit von Kreissoldaten ausläßt, er macht 
auch dem ersten Menschen den wahrhaft väterlichen Vorschlag: 
„Komm, Odam, komm hutig, komm laß di verschaffa! 
Du muescht a Mensch weara." 
Der Gedanke an die Weltschöpfung ist ihm ja überhaupt nur ge 
kommen, weil es gerade Frühling ist „Wo's nimma viel schneit, Und bessare 
Lüftl ageit." Er hat sich schnell überlegt, daß die „Welt gebäara" im Früh 
ling „wenig! Köschta" macht, und sich dann sofort „Im Nama des gekreu 
zigt« Hearra Jesa Chrischt!" ans Werk begeben. Natürlich sind seine Engel 
scharen auch nicht denen in Goethes Faust vergleichbar, sondern eher einer 
ausgelassenen Bande kleiner Bauernjungen. So singen sie im „Fall Lu 
cifers" das schöne Chorlied: 
„Danzo, schpringa, 
Pfeiffa, singa 
Seand im Himmel alte Ding! 
Bei Schalmei« 
Juhui schreia, 
Daß oim schier dear Sack verschpriug. 
Hupfa, dauza, 
D' Läus und d' Wauza 
Uber d' Schträhla schüttla ra. 
Schträhl und Kämpel 
Raus zum Tempel 
Wenn mar schreiat Hopsasa!"
	        
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