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sich mit der Geige dabei. Das Adrige deklamierte er. Obgleich er viele er
heiterte, gab es doch auch Dunkelmänner, die seine freie Art, die Insassen
des Himmels zu vermenschlichen, als „Mißbrauch göttlicher Dinge" bekrittelten.
Er wurde deswegen vor den Konstanzer Bischof von Rodt beschieden, dem
er seine „Schöpfung" vorführen mußte. Der Bischof muß aber ein fröhlicher
Herr gewesen sein, denn anstatt sich zu entrüsten, soll er Tränen gelacht
haben.
Am 7. März 1777 ist Sailer infolge eines Schlaganfalls im Kloster
Obermarchtal gestorben.
Zu seinen Lebzeiten hat dieser seltsame Mann nur ein paar aske
tische und eine historische Schrift drucken lassen. Die bald nach seinem Tode
erschienenen Drucke einzelner dramatischer Werke sind schnell vergriffen ge
wesen, und vieles von dem, was heute vorliegt, verdanken wir nur der flei
ßigen Feder Sirt Bachmanns, der sich abgeschrieben hat, wessen er noch hat
habhaft werden können.
Eine Übersetzung in eine österreichische Mundart erschien 1783 von
der „Schöpfung" ohne Angabe des Verfassers unter dem Titel „Adams
und Evens Erschaffung und ihr Sündenfall. Ein geistlich Fastnachtspiel mit
Sang und Klang, aus dem Schwäbischen in's Österreichische versetzt."
Diese Ausgabe wurde nach Jakob Grimms handschriftlicher Notiz im Eremplar
der Berliner Universitäts-Bibliothek wieder abgedruckt in I. D. Falcks
Groteske Satyren und Naivitäten auf das Jahr 1807, 2. Jg., p 168—188.
Die Übersetzung hat, ins Süßliche verdorben, das Ganze verwienert. Die
einzelnen Akte sind gekürzt. Nebengedruckt ist der hochdeutsche Tert, und
voran geht ein lateinischer Prolog, der sonst fehlt.
Bachmann will die Schöpfung und den Fall des Luzifer, ohne Prolog,
in einer Ausgabe ohne Druckort vom Jahre 1800 besessen haben. Auch vom
Jahre 1811 soll eine Ausgabe dieser Werke in schwäbischem Dialekt existieren.
Außerdem wird von Drucken der „Schultheißenwahl" und von „Beste Ge
sinnungen schwäbischer Herzen", wie auch von einzelnen Bruchstücken weiterer
Dichtungen berichtet.
Die erste Sammlung aber ist die vom Sirt Bachmann 1819 in Buchau
bei Dionis Kuen herausgegebene, die 1826 in den Stettinschen Verlag in
Ulm überging, wo sie, mit Wörterbuch und Einleitung von K. D. Häßler
und mit Bildern von Julius Nisle versehen, 1842 noch einmal neu aufgelegt
wurde. Diese beiden Ausgaben enthalten: „Die Schöpfung der ersten
Menschen", „Der Fall Lucifers", „Die sieben Schwaben oder die Hasen
jagd", „Schwäbischer Sonn- und Mondfang", „Schultheißenwahl zu
Limmelsdorf", „Baurenpredigt", „Die schwäbischen heiligen drey Könige",
„Beste Gesinnungen schwäbischer Herzen", „Peter als Gott Vater", „Bauern
hochzeit", „Trauerlied auf ein altes Weib": Die Haßlersche außerdem noch:
„Kantate auf die Aderlässe".