Volltext: V. Jahrgang 1908 (V. Jahrgang 1908)

IX 
Mayr überliefert den Text, der ihm vorlag, mit 
manchen orthographischen Eigentümlichkeiten seiner 
Zeit. So schreibt er, wie sonst, auch in den Traditionen 
Otho statt Otto, Henricus statt Heinricus, Raphold statt 
Rafold, Tarstorph statt Tarstorf u. s. w. Diese Varianten 
zu B sind somit nicht ernst zu nehmen. Er läßt ferner 
häufig die lateinischen Endungen der Eigennamen weg. 
Auch ihm begegnen gleich den Herausgebern der MB. 
zahlreiche Lesefehler (h statt z, Y statt U u. a.). Ich habe 
sie in den Anmerkungen unter dem Text verzeichnet. 
Er hat überhaupt mit dem Wortlaut ziemlich frei 
geschaltet, wie aus einer Vergleichung der von ihm 
zweimal gebrachten Stücke hervorgeht. Doch müssen 
wir dankbar sein, daß wir wenigstens für das Wesent¬ 
liche der Überlieferung an ihm eine Stütze gefunden 
haben. 
Noch ist die Frage zu beantworten, ob das ver¬ 
schollene Original protokollarisch geführt war oder ein 
Kopialbuch darstellte. Die Antwort ist, da das Original 
nicht zu Gebote steht, an sich schwer zu geben. Soviel 
kann aber aus dem Umstande, daß auch Traditionen 
Vorkommen, die zweifellos in die Zeit vor der Gründung 
des Stiftes fallen, mit Sicherheit geschlossen werden, 
daß ein beträchtlicher Teil der Handschrift als Kopial¬ 
buch zu denken ist. Ob und von welchem Punkte an 
aber etwa dieser kopiale Hauptstock protokollarisch 
fortgeführt worden ist, läßt sich insolang nicht fest¬ 
stellen, als die Datierungsfragen nicht gelöst sind. Die 
Zeitangaben der MB. sind ganz gewiß in vielen Fällen 
unrichtig, da ja doch selbst offenkundige Doppelüber¬ 
lieferungen desselben Stückes von den Herausgebern 
zeitlich differenziert sind. 
Wäre protokollarische Anlage des Originals anzu¬ 
nehmen, so müßte, wenn die Datierungen der MB. nur 
halbwegs das Richtige treffen, auf eine gewisse Plan¬ 
losigkeit in den Eintragungen geschlossen werden, wozu 
man sich kaum verstehen wird. 
War hingegen der Hauptstock als Kopialbuch nieder¬ 
geschrieben, so läßt es sich begreifen, daß dem Schreiber,
	        
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