Volltext: V. Jahrgang 1908 (V. Jahrgang 1908)

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Und nun zur sachlichen Seite der Replik. Aus den 
Ausführungen des Herrn Barons geht deutlich hervor, daß 
er den Streitpunkt unrichtig aufgefaßt hat. Es handelt sich 
gar nicht um Sprachenkenntnisse in dieser Frage, sondern 
um Grammatik und Sprachgeschichte, die eben auch gelernt 
sein wollen. 
Von diesem Standpunkte aus sind daher die An¬ 
schauungen Handel-Mazzettis in dieser Sache indiskutabel. 
Die Berufung auf Förstemann ist nicht stichhältig, 
weil es sich nicht um die Wurzel dab, sondern um den 
Namen Dapariz, Dopiriz handelt, den Förstemann selbst 
für wahrscheinlich slavisch hält. 
Ich bin denn auch nach wie vor der Ansicht, daß in 
dem Ortsnamen Taberesheim der noch heute existierende 
slavische Eigenname Toporec (von topor das Beil) steckt, 
wie er auch zweifellos in unseren Ortsnamen Dobretshofen, 
Dobretsberg(er) verwendet erscheint. 
Der Unterschied ist nur der, daß infolge der größeren 
Assimilierungskraft der Sprache in der althochdeutschen 
Periode die Lautgestalt eines fremden Wortes einem stär¬ 
keren Umwandlungsprozeß unterworfen war als in der 
späteren Zeit. Das lehrt die historische Grammatik. 
Auf jeden Fali aber ist Handel-Mazzettis Ableitung 
vom Zeitworte taffern eine bare Unmöglichkeit. 
Was soll ferner seine sonderbare Berufung auf un¬ 
richtige Wortformen bei Stülz und anderen älteren Autoren, 
um die konsequent, selbst auf dem Titelblatte, festgehaltene 
irreführende Schreibung Tauersheim zu rechtfertigen ? 
Handel-Mazzetti sagt, man werde sich „an die im 
modernen Leben eingebürgerte Schreibweise*' halten. Nun, 
dann hätte er eben Taversheim oder Tafersheim schreiben 
müssen! Bedenklicher als diese merkwürdigen Argumente 
sind einige andere — sagen wir Menschlichkeiten, die dem 
Herrn Baron in seiner Polemik begegnen. 
Ich schrieb in meinem Aufsatz in unmittelbarem An¬ 
schluß an Jireceks Bemerkungen, die vorliegende Spezial¬ 
frage lasse sich nicht mit slavischer Philologie, sondern „nur 
in enger Verbindung mit lokal - historischen Kenntnissen' 
lösen. Dazu bemerkt nun Handel-Mazzetti: „Diese lokal¬ 
historischen Kenntnisse glaube ich auch für mich in An¬ 
spruch nehmen zu können“. Als ob ich das bestritten hätte 
in einer Bemerkung, die jeder ruhige Leser auf Jirecek 
beziehen muß! 
ln dem Briefe Jireceks, den Handel-Mazzetti in seiner 
Entgegnung abdruckt, heißt es: „Slavisch sind nur zwei 
Worte nahe; das eine ist das in Ortsnamen so oft vorr
	        
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