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berichten weiß, daß er einst Ludwig; dem Reichen zu
sagen sich erkühnte: ,Gnädiger Herr, Ihr seid für das
Volk da, nicht das Volk für Euch; das Volk ist auch
Volk ohne Euch, aber Ihr seid ohne das Volk kein
Herr4.“
Ein rein heraldischer Stein und eine der frühesten
Arbeiten Jörg Gärtners ist die Gedenkplatte für Marx
und Wolf gang Sunzinger zu Sunzing in der Pfarr¬
kirche zu Mining am Inn. Ersterer starb 1508, während
das Sterbedatum für Wolfgang Sunzinger unausgefüllt
blieb (15 unnd im —)J) Den Grabstein ließ ohne Zweifel
Wolfgang Sunzinger, der Testamentsvollstrecker seines
Bruders,2) der Pfleger zu Hackelberg bei Passau war,
durch Jörg Gärtner verfertigen. Der Stein enthält unter
einer Doppelarkade von Blattwerk zwei Wappenschilde
mit Helmzieren und Helmdecken. In den Stützen zum
Blattwerk sind noch die spätgotischen Formen festge¬
halten, indem der Meister noch nicht knorrige Stämme
verwendete, sondern schlanke Säulchen mit Basis und
Kapital.
Tritt uns Jörg Gärtner, nach den erhaltenen Wer¬
ken zu schließen, nur als Steinmetz entgegen, so bietet
uns das dritte Kunstzentrum Eggenfelden in seinem
fruchtbarsten und tüchtigsten Meister Matthäus Kreniß
zunächst einen hervorragenden Bildschnitzer, der aber
ebenso als Steinmetz neben dem Passauer Meister seine
Stellung als Bahnbrecher der Frührenaissance-Plastik in
Niederbayern behauptet. Seine Werke sind zerstreut im
Inntale, besonders im Bezirke Altötting, im Rott- und
Vilstale. Den Höhepunkt seiner Tätigkeit bilden die drei
prächtigen Türen der spätgotischen Stiftskirche in Alt¬
ötting (um 1514 ff. entstanden). Trotz mancher Unter¬
schiede, die aber in der Verschiedenartigkeit des Relief¬
stils ihre Ursache haben, rühren sie doch von einem
0 Halm, Joerg Gärtner 11 läßt Wolfgang S. irrtümlicherweise
1504 sterben. Vgl. dagegen diese Zeitschr. IY (1907) 129, Anm. 1.
Wolfgang S. starb 1538 und erhielt von seinen Nachkommen ein
eigenes Grabdenkmal.
2) Ygl. diese Zeitschr. IY (1907) 228.