Volltext: V. Jahrgang 1908 (V. Jahrgang 1908)

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im Osten. Ja selbst nach Breslau wird auf dem alten 
Handelswege durch Böhmen des Meisters zierliches Ge¬ 
bilde gebracht. 
Der Standort der Mehrzahl seiner Werke, die Stel¬ 
lung vieler seiner Auftraggeber als Beamte oder Geist¬ 
liche des Fürstentumes Passau weist auf diese Stadt 
als Sitz des Meisters hin. Dies wird bestätigt durch 
einen bisher unbeachtet gebliebenen schlichten Grab¬ 
stein in der St. Johannes-Kapelle in Passau, auf dem 
jedoch das Todesdatum nicht ausgefüllt ist. Da Katharina 
Gärtner 1532 starb, so dürfen wir annehmen, daß der 
Meister in dieser Zeit noch lebte. 
Die beiden signierten Grabsteine stellen zwei ver¬ 
schiedene Stufen in der Entwicklung des Meisters dar. 
Das Mautner-Epitaph zeigt uns sein Können in der 
ersten Periode, während der Grabstein des Jörg Schenck 
einen bedeutenden künstlerischen Fortschritt verrät so¬ 
wohl in der sorgfältigeren Technik wie in der freieren 
Auffassung des Ritters, als auch in der Verwendung des 
Ornamentes und in der der Natur abgelauschten Dar¬ 
stellung des Hundes, auf dem der Ritter steht. 
Der Periode des Mautner-Epitaphs ist unter anderen 
Arbeiten der Gedenkstein für den Propst von Reich er s- 
berg am Inn, Matthäus Pürckner (1495—1527) zuzu¬ 
weisen. Die Gesichtszüge, das leicht geneigte Haupt sowie 
die Kreuzpartikel in den Händen zeigen uns den Propst 
im Augenblicke des Entschlummerns, obwohl der Grab¬ 
stein schon zu dessen Lebzeiten verfertigt worden war. 
Um das Neidecker-Grabdenkmal gruppieren sich 
zunächst sechs Arbeiten, die sämtlich Ritter behandeln. 
Drei von ihnen befinden sich in Oberösterreich. Der 
künstlerischen Durchbildung gemäß steht dem Mautner- 
Epitaph noch am nächsten der Grabstein des Jörg 
Pernpeck (f 1516) in Engelszell. Der Fortschritt 
gegenüber den früheren Werken liegt jedoch in der 
Stellung des Ritters im Raume, in der Einschränkung 
des Blattwerkes und in dem persönlichen Ausdruck, den 
der Künstler dein Gesichte des Ritters verliehen hat. 
Letzterer Vorzug fehlt jedoch dem Monumente des 
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