I.
Aufgaben der kirchengeschichtlichen Forschung in
Oberösterreich.
Von Dr. K. Schiffmann.
)er die kirchenhistorische Literatur Oberöster¬
reichs im abgelaufenen Jahrhundert über¬
blickt, wird eine auffallende Zersplitterung
gewahren, wie sie allerdings auch der übrigen historischen
Forschung hier anhaftet. Die Erklärung dieser Tatsache
ist leicht gefunden. Der Mangel einer Universität als
belebenden und leitenden Zentrums, sowie eines histo¬
rischen Vereines ist die Ursache dieser Erscheinung.
Oberösterreich lag sehr ungünstig in dieser Beziehung
zwischen zwei Mittelpunkten, dem staatlichen in Wien,
dem kirchlichen in Passau. Nicht als ob die Wellen der
jeweils mächtigen Zeitströmungen unser Land nicht
berührt hätten, aber während sie in anderen Haupt¬
städten fruchtbares Alluvialland anschwemmten, gingen
sie über unsere friedlichen Fluren hinweg. Bei uns
haben die Fürsten nur vorübergehend residiert und der
Gedanke einer Bistumsgründung konnte nicht auf-
kommen, da Passau zu nahe lag. So entbehren wir und
besonders die Landeshauptstadt der historischen Edel¬
patina. Und was die Vergangenheit uns nicht gegeben
hat, das vermißt leider die lebende Generation nicht so
schwer, daß sie Ersatz heischen würde.
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