Volltext: III. Jahrgang 1906 (III. Jahrgang 1906)

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und eben deshalb die Klosterzucht verfallen sei.1) Die 
Äbtissinnen und selbst auch die Pfarrherrn (ohnedies größten¬ 
teils aus edlen Häusern stammend), behandelten die Nonnen 
mit Milde und Nachsicht; und diese mißbrauchten selbe 
zu Ausschweifungen, welche sich mit den Klostergelübden 
unmöglich vertragen konnten. 
Bald nach der Wahl der letzten Äbtissin Magdalena 
Dietrichinger im Jahre 1566, die auf Anna Rainer folgte, 
wurden die Klosterfrauen der häuslichen Einschränkung 
überdrüssig, verließen nach und nach das Kloster, jagten 
Männern nach und ließen endlich nur ein einziges Mütterchen 
Magdalena Dietrichinger zurück.2 3) 
Der Zustand in den Klöstern zu Beginn und um die 
Mitte des XVI. Jahrhunderts war kein guter, wie aus den 
Visitationsberichten zur Zeit des Königs Ferdinand I. erhellt. 
Mit den bloßen Visitationen der Klöster hatte man aber 
den Zustand nicht gebessert. 
„Wir zweifeln nicht, berichtet der passauische Offizial 
Hillinger 1566 an den Kaiser, daß, wenn den Klöstern nicht 
bald mit einer Ordnung begegnet wird und starke Hand¬ 
habe und Exekution vorgenommen wird, mehr Schaden als 
Nutzen aus dieser Visitation erfolgen wird. Das ganze 
Klosterwesen ist zum Verderben gestellt.4 3) 
Es hatte deshalb Kaiser Max II. am 22. Dezember 1567 
eine „Generalordnung44 für die Klöster und Stifter erlassen. 
Es wurde in derselben den Prälaten und Ordensleuten auf¬ 
getragen, Zucht und Ordnung in den Klöstern zu halten 
und ihren geistlichen Pflichten vor allem nachzukommen, 
für die Verwaltung ihrer Güter zu sorgen und sie nicht zu 
verschleudern. 
Er setzte auch am 5. Jänner 1568 einen aus fünf 
Kommissären bestehenden Klosterrat ein, welchem die 
Prälaten über ihre weltliche Verwaltung jährlich Rechnung 
legen sollten. 
An diesen Klosterrat ist der Bericht der Äbte Erhard 
von Lambach und Martin von Mondsee über die Visitation 
des Frauenklosters zu Traunkirchen im Jahre 1570 ge¬ 
richtet.4) 
Aus dem Visitationsberichte vom Jahre 15615) geht 
hervor, daß die Ordensregeln noch gehalten, die Horen noch 
*) Kirchliche Topographie XIV. S. 92. 
2) A. a. 0. S. 92. 
3) Wiedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im 
Lande unter der Enns I, 181 f. 
4) „Relation des Gotteshauses Traunkirchen“ vom 15. Nov. 1570 im Landes¬ 
archiv Linz. St.-A. B$. 98. Fasz. 39. 
51 Kirchliche Topographie XIV, S. 264 ff.
	        
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