Volltext: III. Jahrgang 1906 (III. Jahrgang 1906)

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Eine eindringende Geschichte der Stiftungen, 
ihrer Reduktion durch die Kirchenspaltung und den 
Josephinismus würde manches Streiflicht auch auf an¬ 
dere Verhältnisse werfen und für die Diözesanverwal- 
tung eine eminent praktische Bedeutung gewinnen. Ich 
möchte dem Stiftungswesen eine ganz besondere Wich¬ 
tigkeit beimessen. Ihre statistische Ausbeutung gäbe 
auf sehr interessante Fragen Antwort: wie stuft sich 
der Eifer des gläubigen Volkes in regionaler und zeit¬ 
licher Hinsicht ab, in welchem Umfange ist die Geist¬ 
lichkeit selbst an der Errichtung frommer Stiftungen 
beteiligt? 
Ja, auch in kulturhistorischer Richtung sind sie 
eine reiche Fundgrube. Aus ihrer erschöpfenden Aus¬ 
beutung gewännen wir vor allem Einblicke in die ein¬ 
heimischen rituellen Gebräuche und ihre Wandlun¬ 
gen im Strome der Zeiten. Gerade dieses Kapitel wäre 
außerordentlich anziehend, wissen wir doch fast nichts 
über das Alter mancher Einrichtungen in unserem Lande 
(Orgel, Glocken, Kirchenfahnen, Zechpröpste, Kerzen 
u. a. m.). 
Eine Art Generalschematismus für die ältere 
Zeit böte uns vermutlich nicht nur eine Zusammen¬ 
stellung der in Urkunden und gedruckten Büchern, in 
Handschriften und Inskriptionen begegnenden Geist¬ 
lichen des Landes, sondern auch Notizen über ihren 
Bildungsgang und die Stätten ihrer Wirksamkeit. 
Auf diese Weise käme z. B. auch Licht in die Frage, 
in welchem Umfange zur Zeit der Gegenreformation 
Tiroler, Bayern und Italiener in die Reihen unseres de¬ 
zimierten heimischen Klerus eingedrungen sind, welche 
Rolle die priesterlichen Emigranten des 18. Jahrhun¬ 
derts bei uns gespielt haben. 
Die Matrikenbücher gewähren schier unerschöpf¬ 
liches Material für die Kenntnis der Namen, die Ver¬ 
änderungen des Geschmackes, der sich in ihren Wand¬ 
lungen kundgibt, und in älteren Vertretern dieser Quel- 
iengattung sind nicht selten sogar Aufzeichnungen chro¬ 
nikalischer Art zu finden. Die Verwertung der Matriken
	        
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