Volltext: II. Jahrgang 1905 (II. Jahrgang 1905)

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es beim Mangel an Schulen sehr erschwert, ihren Kindern 
eine andere Bildung zuteil werden zu lassen als die 
durch die Familie. Sie mußte dieselben in die entfernte 
Stadt-, Markt- oder Klosterschule schicken.1) Die bayrische 
Regierung förderte damals durchaus nicht die Errichtung 
von Landschulen; ihr Bestreben ging vielmehr darauf 
hinaus, die deutschen und lateinischen Schulen auf dem 
Lande überhaupt zu beseitigen; denn einerseits sah man 
in den Lehrern Apostel der neuen Lehre, anderseits 
nahm man den Mangel an ländlichen Arbeitskräften 
zum Vorwand, um diese Verfügung zu rechtfertigen.2) 
Das Ergebnis der Untersuchung der kirchlichen 
Zustände des Inn Viertels in der Mitte des XVI. Jahr¬ 
hunderts läßt sich mit den Worten Stieves ausdrücken: 
„Die Masse der Laien und auch der Geistlichen 
blieb katholisch, aber sie durchsetzte ihren 
Glauben mit protestantischen Ansichten.“ Sie 
hatte einschneidende Änderungen am alten Kirchen¬ 
glauben vorgenommen, war aber theologisch zu unge¬ 
bildet, „um sich von dem alten Glauben (ganz) loszu¬ 
sagen und dem neuen zu ergeben.“3) 
p In der Klosterschule erhielt eine bestimmte Anzahl von 
Knaben unentgeltlichen Unterricht und volle Verpflegung („Prä- 
bendisten”). ln den Stiften des Innviertels gab es 50 eigentliche 
Klosterschüler; davon entfielen auf Reichersberg allein 30. Ver¬ 
hältnismäßig groß erscheint die jährliche Ausgabe des Stiftes Rans- 
hofen für die Schule (300 Taler). Sie betrug die doppelte Jahres¬ 
einnahme eines besser gestellten Pfarrers. In Suben wurden die 
Schüler „mit der Speisung übel gehalten“ (Angabe des Lehrers). 
Von den Marktschulen besaß, soweit uns der Visitationsbericht 
Aufschluß gibt, nur Aurolzmiinster eine Stiftung für sechs arme 
Schüler (24 'tt: scliw. Pf.). 
2) Vgl. die Verfügung von 1578, die Schulordnung von 1582 
sowie das Ansinnen der herzoglichen Räte an die Landschaftsver- 
ordneten 1614 bei Riezler, Gesch. Bayerns VI (1903) 291 f. Jans- 
sen-Pastor, Gesch. d. deutschen Volkes VII -1*- 12 (1893) 28 f. 
3) Stieve, Der oberöst. Bauernaufstand des Jahres 1626. I2 
(1904) 26. 
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