Volltext: II. Jahrgang 1905 (II. Jahrgang 1905)

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Man ersieht aber aus dieser Ausgabe auch erst recht, was 
sich alles für andere Zweige der Wissenschaft aus den Urbaren 
gewinnen läßt. 
Es ist kein Zweifel, daß die vollständige Verwirklichung 
des Planes der Akademie vor allem der historischen Geographie 
namhafte Impulse geben wird. 
Die Ortsnamenforschung kann ebenfalls aus einer derartigen 
Quellenpublikation den größten Nutzen ziehen und selbst die 
Sprachgeschichte, besonders die historische Fundierung der Mund¬ 
arten, erhält eine weitgehende Förderung. Ich möchte auf diese 
Seite der Urbare besonderes Gewicht legen, weil es sich nur zu 
häufig schon gezeigt hat, daß der Schreiber eines Urbars sprach¬ 
lich anders zu beurteilen ist als der einer Urkunde der gleichen 
Zeit. Hier sind überraschende Feststellungen zu gewärtigen. Hoffent¬ 
lich schreitet die Editionsarbeit in einem Tempo fort, das die zu¬ 
sammenfassende Verwertung der österreichischen Urbare in nicht 
allzuweite Ferne rückt. Dr. K. Schiffmann. 
E. Mühlbacher, Die literarischen Leistungen des 
Stiftes St. Florian bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Innsbruck, 
Kommissionsverlag der Wagner’schen Universitäts-Buchhandlung, 
1905. 409 SS. Preis K 5.—. Oswald Redlich, Universitätsprofessor in 
Wien, gibt hier ein Werk des verstorbenen Gelehrten heraus, dessen 
größter Teil schon 1877 gedruckt war, das aber nicht zur Ausgabe 
kam. Insofern kann man von einem posthumen Werke sprechen. 
Das Stift St. Florian hat eine so rühmliche Vergangenheit, 
daß für einen Mann wie Mühlbacher die Versuchung nahe lag, 
zum achthundertjährigen Jubiläum des Hauses, dem er angehörte, 
sich mit einer Revue über das auf dem Felde literarischer Be¬ 
tätigung vom Stifte Geleistete einzustellen. Umstände haben ihn 
davon abgehalten, das Werk herauszugeben. 
So wie es nun, zum größten Teile im alten Satze, vorliegt, 
ist es naturgemäß dort und da überholt1) und Mühlbacher selbst 
hätte es gewiß überarbeitet, wenn er es je hätte später veröffent¬ 
lichen wollen. Er betont schon im Vorworte vom Jahre 1877 die 
ungleichmäßige Behandlung mancher Partien. 
Trotzdem ist das Buch eine wertvolle Gabe. Wenn auch die 
Besprechung der älteren Zeit den späteren exakten Forscher 
Mühlbacher meines Erachtens nicht immer verrät, so bieten dafür 
die Abschnitte über Arneth, Kurz und Chmel so interessante und 
individuell gehaltene Angaben, daß man zufrieden ist. 
Es hat in St. Florian einmal eine geradezu ideale Zeit ge¬ 
geben, wo eine ganze Schule von Historikern herangebildet wurde, 
wo einer dem anderen die Liebe zum heimatlichen Boden ein- 
^pflanzte oder vererbte. 
U Manches hat die kundige Hand des Herausgebers ver¬ 
bessert oder ergänzt.
	        
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