Volltext: Der Volksbote Linz 1932 (1932)

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dein seines Tages. Von Anbeginn an war es dem begnadeten Augen des 
Dichters gegeben, sachlich und schlicht die Erschaffenheit seiner ländlichen 
Umwelt zu ergreifen. Mit demselben kindlichen Schauen betrachtete er später 
das Tun der Menschen, als er aus seinem heimatlichen Waldlande in das 
Gewirre der Fremde zog. Bald wohl hat er mit Bewußtheit erkannt, daß 
solch kindlicher Sinn nicht Schwäche, sondern eine Kraft bedeutet, um das 
Urbild des Ganzen erblicken zu können. 
Nicht Sturm noch Wetter, die innen und außen toben, vermochten dieses 
Bild des Lebens im kleinsten zu trüben. 
Denn er hatte es erlebt in seinem gläubigen, dem väterlichen Welten 
lenker vertrauenden Herzen. Eichendorff hat uns auf Stifter als den Erfüller 
des Traumes der Romantik hingewiesen. In aufrichtiger Klarheit und Folge 
richtigkeit hat Adalbert Stifter das christliche Gemütsleben als Bild der 
Schöpfung gebracht: Moral und Poesie auf demselben Grunde einfältigen 
Gottvertrauens. — 
Dieses die Zeiten überdauernde Werk sendet wesenverkündend seinen 
Glanz auch in die Finsternis unserer Tage. In der lärmenden Zerstreutheit, 
die alle Innigkeit der Sammlung verscheucht, da alles Streben in ziellosen 
Streit zersplittert und wir in den Abgrund selbst zu taumeln vermeinen, 
sind unsere Blicke auf diese Einfalt und Ruhe verkündenden Dichtungen ge 
richtet. Bestimmt und überzeugend sprechen sie davon, daß von allen Zielen 
des Strebens und Streitens schließlich nur wenige notwendig und dauernd 
wirken, daß es eitel Hoffnung ist, von ungeleitetem Streben eine Neuordnung 
des Friedens unter Menschen zu erhoffen — zu erkämpfen —, daß sich 
Frieden nur im Innern des Menschen selbst, in demütiger Verehrung ein 
facher Lebensgesetze findet. 
So schwebt seiner Dichtung Bild richtungweisend, Beseligung verkündend 
vor uns. Wie wenigen anderen im weiten Umkreise haben wir unserem 
Dichter den vollkommensten Trost zu verdanken, den Menschenkraft erweisen 
kann, den Trost der Kunst. Der Kampf selbst, unser Menschenlos, auch sein 
bitteres Los, bleibt uns dennoch nicht erspart! Leidend und mitkämpfend 
fühlen wir uns dem Menschen Stifter verbunden, besonders an diesem Orte, 
in Kirchschlag. Auf dieser weithin blickenden Höhe, in diesen waldigen Schluch 
ten lebt mächtig in uns selbst seine Dichtung auf — als eigenes Erlebnis. 
Hieher aber wankte auch der Dichter, dem Unentrinnbaren entgegen, noch 
Heilung und Rast erhoffend. Dankbarkeit und tiefstes menschliches Mitleid 
begegnen sich, wenn wir jetzt den Kranz an dieser Stätte enthüllen, die solches 
Streben und Dichten, solches Leiden geheiligt hat. 
Und der Kranz gilt einem der herrlichsten Helden, die im Kampfe fielen! 
Die Helle, tröstende Leuchte seines Geistes ist unverlöschbar, sie weise uns 
auch ferner den Weg! 
Unseres Volksboten Geburt. 
Ein Beitrag zur Geschichte des Oberösterreichischen Volksbildungsvereines 
vom Obmann-Stellvertreter Karl Kranzl. 
„Der Quell alles Menschenwohles ist die Liebe". 
Robert Hamerling. 
Mit Macht rollte der Donner der Geschütze aus der Schlacht bei König- 
grätz über die Länder des Kaisertums Oesterreich und weckte in Schloß und 
Hütte, in Dorf und Stadt lauten Widerhall. „Der preußische Schulmeister
	        
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