Volltext: Post-Büchel für das Jahr 1913 (1913)

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Einmal wird er zu einer armen Frau gerufen, deren 
Kind gestorben war, um den Totenschein auszustellen; er 
schaut flüchtig in die Wiege und sagt: „Ist tot!“ 
Die Frau meint berichtigend: „Nein, Herr Doktor, 
das ist das lebendige, das tote liegt dort im Bett.“ 
Der Herr Doktor sitzt bereits am Tisch, schreibt den 
Zettel und sagt dann aufstehend kurz: „Ist auch tot!“ und 
verläßt das Zimmer. 
* 
Ein Professor, bekannter Antialkoholiker, warnt seine 
Schüler vor dem Genuß geistiger Getränke und sagt mit 
Bezug auf den Wein: 
„Täuschen Sie sich nicht, meine Herren, der Wein 
stärkt nicht, sondern er schwächt den Körper.“ 
„Mag sein“, erwiderte ein lustiger Hörer, „aber 
wie erklären Sie dann folgende Tatsache? Wir bekamen 
unlängst ein volles Faß Wein, das ich kaum von der Stelle 
rühren konnte. Als wir den Wein ausgetrunken hatten, hob 
ich das Faß mit Leichtigkeit in die Höhe.“ 
* 
Wie sich die Zeiten ändern! Zu meiner Zeit erzählte 
ein Herr, hätt’ sich a Kind mit an schlechten Schulzeugnis 
gar net ham traut; gestern kommt der Tonerl vom Brand- 
hubinger mit an schlechten Ausweis z’Haus und wie er 
sieht, daß sein Vater ganz trübselig und kummervoll d’rein- 
schaut, sagt er beruhigend zu ihm: „Na, mach Dir nix 
draus, lieber Vater, i tua mir nix an . . .“ 
* 
Unser Tierarzt ist doch a g’scheidter Kerl!“ sagt der 
Milchmaier Wastl, „mei G’scheckerte frißt scho a paar Tag 
nix und is scho so schwach g’wesen, daß ’s fast gar nit 
mehr aufg’standen is. Na hat ihr der Doktor a TrankF 
geben und hat g’sagt: „Ja, Wastl, wann dös nix hilft, no hilft 
nix mehr!“ und richtig, am nächsten Tag war die Kuh hin!“ 
*
	        
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