Stift Hohenfurt
In einer sonnigen grünen
Talweitung liegen unweit
des Moldauknies Stadt
und Stift fjohenfurt. 1259
gründeten die Witigonen
von Rosenberg das zister—
zienserstift und begabten
es mit reichen Schen—
kungen. f̃ohenfurt wurde
ziner der Mittelpunkte
der sultivierung des Böh—
merwaldes.Derkehrsgeo-
graphisch ist der Ort
wichtig, weil hier die schon
im 12. Jahrhundert ge—
aannte Saumstraße LCinz
— Haselgraben —Leonfel⸗
den das Moldautal er—
zeicht. Die Stadt fjohen-
furt bietet wenig Sehens-
wertes, hingegen ist das
5tift reich an Kunst-
schätzen. Die gotische
stiftskirche, der Fapitel-
saal, der ßreuzgang, die
an Inkunabeln und fjand-
schriften reiche Stifts-Bi-
bliothek und die Schatz-—
zammer und die bemälde⸗-
jalerie mit ihren sehens—
verten Beständen sind
jeugen deutscher Kunst
und ßultur im Böhmer-
wald.
Die beiden Aufnahmen
zeigen Bibliothek und
ßreuzgang des Stiftes
Aufnahmen Seidel
*
Ddas Umschlagbild
dieses ffeftes „ßrumm—
au, Schloßturm und
alte Gasse“ stammt von
J. Schleqel
grünes Leben zu beginnen sucht. Keller, Gänge, Stu—
ben — alles Berge von Schutt, gesucht und geliebt von
mancher dunkeläugigen Blume. Einer der Schutthügel
reicht von innen bis gegen das Fenster des zweiten
Stockwerkes empor. Dem, der ihn erklimmt, wird ein
Anblick, der, obwohl im geraden Gegensatze mit den
Trauerdenkmalen ringsum, dennoch augenblicklich
fühlen läßt, daß eben er die Vollendungslinie um das
beginnende Empfinden lege, nämlich: über alle Wipfel
der dunklen Tannen hin ergießt sich dir nach jeder
Richtung eine unermessene Aussicht, strömend in deine
Augen und sie fast mit Glanz erdrückend. Dein stau—
nender und verwirrter Blick ergeht sich über viele, viele
grüne Bergesgipfel, in webendem Sonnendufte schwe—
bend und gerät dann hinter ihnen in einen blauen
Schleierstrefifen — es ist das gesegnete Land jenseits
der Donau mit seinen Getreidehängen und Obstwäl—
sern — bis der Blick endlich auf jenen ungeheuren
Jalbmond trifft, der den Gesichtskreis einfasset; die
Norischen Alpen.
Oft saß ich in vergangenen Tagen in dem alten
MNauerwerke, ein liebgewordenes Buch lesend oder
loß den lieben, aufkeimenden Jugendgefühlen hor—
hend, durch die ausgebröckelten Fenster zum blauen
zimmel schauend oder die goldenen Tierchen betrach—
end, die neben mir in den Halmen liefen oder statt
ill dessen bloß müßig und sanft den stummen Sonnen—
chein empfindend, der sich auf Mauern und Steine
egte . .. oft und gern verweilte ich dort·.
(„Hochwald“, „Witiko“.)
Druck und Verlag: NS.-Gau-⸗Verlag und druckerei Oberdonam, Geseschaft m. b. H., veramworm̃cher Schriftleiter:
Dr. Franz Pfeffer; verantwortlich für den Anzeigenteil: Carl Schiffert. Sämtliche Linz a. d. D., Landstraße 41.
Ri⸗