Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Heft 8 1938 (Heft 8 / 1938)

Operationen der Landarmee, aber auch zu Angriffen 
bestimmt war und im Weltkriege wiederholt rühm— 
lichst hervorgetreten ist. Sie bestand aus zwei Ge— 
schwadern, dem Donau⸗ und dem Savegeschwader, und 
zählte mit Monitoren, Patrouillenbooten, entsprechen— 
den Trainschiffen, Spitalschiffen, Remorqueuren, Wa 
renbooten, die als Minenräumer zu dienen hatten, 
und Motorbooten insgesamt 28 Schiffe. Die Donau— 
flottille griff wiederholt entscheidend in die Kriegs— 
handlungen ein. Für immer denkwürdig bleibt die 
Leistung der Flottille in jenen Oktobertagen 1915 
während der Eroberung von Belgrad, als sie die ersten 
auf dem serbischen Ufer gelandeten Truppen, die in 
schw erste Bedrängnis gekommen waren, durch ihr 
überraschendes Feuer entlastete und damit das Schick— 
sal der Stadt mitentscheiden half. Ebenso ruhmvoll 
schlugen sich die Monitoren im Jahre darauf bei der 
Eroberung Rumäniens, wo sie die rumänische Donau— 
offensive zunichte machten. Im Jahre 1918 drangen 
die Monitoren bei der Besetzung der Ukraine sogar 
weit ins Schwarze Meer und in den Dniepr und Bug 
vor. Eine letzte Aufgabe erwuchs ihnen bei der Dek— 
kung des Rückzuges im Oktober 1918, wo sie den 
Donauübergang der zurückflutenden Truppen der 
Mittelmächte bei Belgrad sicherten und so an der 
Stätte ihrer größten Erfolge ihre Geschichte beschlossen. 
Linz hatte die damalige Donauflottille bei den 
großen Manövern des Jahres 1906 kennen gelernt, 
bei denen die Monitore donauaufwärts bis Linz fuh— 
ren und hier Übungen abhielten. Eines uns erer Bil— 
der bietet eine Erinnerung an. diese Manöver. Viele 
Fahrzeuge der alten Donauflottille sind übrigens auf 
der Linzer Schiffswerft gebaut worden. Im „Birago“, 
der vom österreichischen Bundesheer in die neue 
deutsche Donauflottille übernommen wurde, hat sich 
eines der Schiffe der ehemaligen k. u. k. Donauflot— 
tille bis heute erhalten. 
In der nun im Aufbau begriffenen Donauflottille 
der Kriegsmarine leben alle diese ruhmvollen Er⸗ 
innerungen weiter. Zum erstenmal in der tausend— 
jährigen Geschichte von Linz flattert die Kriegsflagge 
des Reiches über unserer Stadt. Als Wahrzeichen des 
Standplatzes der Donauflottille ragt zwis chen d en bei— 
den Gebäuden der Signalmast auf, an dem wie an 
allen militärischen Gebäuden des Reiches jeden Tag 
von 8 Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang die 
Kriegsflagge weht. Alle vorüberfahrenden Fahrzeuge, 
die Flagge gesetzt haben, grüßen nach internationalem 
Brauch die Kriegsflagge durch „Dippen“ (Herunter— 
holen und Vorheißen der Flagge), welcher Gruß durch 
Begengruß erwidert wird. Der Signalmast trägt aber 
auch die Schiffsglocke, die genau wie an Bord der 
Fahrzeuge der Kriegsmarine die genaue Zeit durch 
„Glafen“ ankündet. (Dieses „Glasen“ ist ein über— 
lieferter Brauch aus den Anfängen der Segelschiffahrt. 
Früher war der Schiffsdienst in „Wachen“ von je 
oier Stunden Dauer eingeteilt und solange es keine 
Uhren gab, wurde die Zeit nach einer Sanduhr, einem 
„Glas“, das zur halben Stunde ablief, der Mann— 
schaft durch Glockenschläge angezeigt, die erste halbe 
Stunde der Wache also durch einen, die letzte durch 
acht Schläge, es wurde „geglast“. Diese seeschiffs— 
mäßige Art der Zeitverkündung hat nun auch in Linz 
ihren Einzug gehalten). 
Ein Besuch bei der Donauflottille weckt aber nicht 
nur Erinnerungen der Vergangenheit, läßt uns nicht 
nur eine Fülle neuer Eindrücke erleben, er gewährt 
uns auch einen Einblick in den prächtigen Gei st, 
der unsere Kriegsmarine beseelt. Ein 
Gang durch die Gebäude der Donauflottille überzeugt 
uns von der Zweckmäßigkeit, Sauberkeit und Wohn— 
lichkeit der Unterkünfte und Gemeinschaftsräume. Und 
mit den wackeren Jungen der Donauflottille, die sich, 
wie man allenthalben sehen kann, in unserer Stadt 
schon recht heimisch fühlen, knüpft sich gar bald ein 
herzliches Gespräch an, das uns Leute aus allen deut— 
schen Gauen kennen lernen läßt. Der gegenwärtig in 
vollem Gang befindliche Aufbau der Flottille stellt an 
Offiziere und Mannschaften naturgemäß hohe Anfor— 
derungen und so umfängt uns bei einem Besuch in 
unserer Marinestation regster Betrieb, zugleich aber 
auch kameradschaftlichste Herzlichkeit und Liebenswür— 
digkeit, die uns insbesondere auch bei einer Übungs— 
fahrt auf der Donau, an der wir teilnehmen konnten, 
züteil wurde. 
Linz ist stolz darauf, der Heimathafen der Donau— 
flottille geworden zu sein, es freut sich, daß es diesen 
neuen Zweig unserer Kriegsmarine aufnehmen duͤrfte, 
der dazu berufen ist, am uralten deutschen Donauweg 
den Frieden der Heimat zu sichern und der uns zu— 
gleich ein lebendiges Band mehr ist, das uns mit dem 
großen Reiche verbindet. — 
Dr. Franz P f effer.
	        
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