Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 6 1933 (Nr. 6 / 1933)

9— —— 0 9 s s Bauernkriegsroman 
Mä I — W — —J328 E von L. Nowak 
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8. Fortsetzung 
nen; sie sind wie vom Teufel besessen. Der Sensen— 
mann mäht. 
Der Grimm des Grafen legt sich angesichts des 
entsetzlichen Blutbades. Ihm graut. Nur mehr 40 
Mann kann er durch sein Machtgebot vom Tod er—⸗ 
retten. Er läßt sie in Sicherheit bringen, ihre Wunden 
»erbinden, sie mit Trank und Speise erquicken. 
Selbst erschüttert, läßt er sie vor sich führen. Unter 
den vierzig sind der Matthias Edlinger und der Sig— 
nund Pröll. Sigmund hält sich mühsam aufrecht, er 
hat einen Lanzenstich in die Seite bekommen. Der 
Zzias hat eine verbundene Stirn. Wie durch ein Wun⸗ 
der sind sie unverstümmelt den Händen der Kroaten 
ntronnen. Aber sie haben sich auch gewehrt, ver— 
zweifelt rasend selbst wie die Teufel. 
Herberstorf sieht einen nach dem andern an. Er 
ist ein seltsamer Mensch. Aus seinen Zügen sprechen 
Verstand und unbeugsamer Wille. Seine dunklen 
Augen glühen. Sein Gesicht hebt sich bleich aus 
chwarzem Haar und Bart. 
„Ihr seid frei, könnt heimgehen, aber seid in Hin— 
kunft klüger! Warum habt ihr euch empört gegen 
zures Herren Willen? Die Pfandschaft gilt, die könnt 
hr nicht umstoßen. Gebt nach! Den Sieg erringt ihr 
nimmermehr!“ 
Die Bauern knirschen die Zähne zusammen und 
keiner bringt ein Wort heraus. Sigmund Pröll fühlt 
nicht mehr Empörung, nicht mehr Trotz, nicht mehr 
Kampfesmut, ihm schwinden die Sinne, er sinkt zu 
Boden. 
„Heiland, der Welser! Er stirbt!“ schreit der Hias 
schmerzlich afaff. 
„Bringet den Burschen in sichere Wartung! Es soll 
ihm nichts geschehen nud er werde ordentlich ge— 
pflegt!“ befiehlt der Graf seinen Dienern. „Geh ruhig 
heim“, wendet er sich an den Hias, „und sorg dich 
aicht, Bauer. Dein Kamerad wird gesund wiederkom— 
nen! Ich selbst will sorgen, daß er von guten Ärzten 
behandelt wird.“ 
Der Hias schluchzt auf: „Muaß ich ihn hinten 
lassen!“ 
„Geht heim alle in Frieden!“ fährt der Graf fort.“ 
„Ihr erhaltet alle Pardon, wenn ihr jetzt vernünftig 
eid! Kehrt zu den Euren zurück und sagt ihnen die 
Wahrheit! Dort, wo die Rede geht, es seien in dieser 
Nacht nicht über hundert gefallen, zeigt an, wie der 
Graben voll von Toten liegt, von euren Toten! Es 
ind tausend von euch gefallen! Ich habe keine Freude 
an eurem Blut, wie man mich beschuldigt. Das soll 
man von mir auch nicht sagen können und darum 
geb' ich euch frei. Sagt euren Genossen auch, wie übel 
sie von euren Hauptleuten angeführt werden; sie ver— 
stehen ihre Sach' nicht recht. Ihr sollt die Gnade des 
Kaisers und des Kurfürsten annehmen und fernere 
Angriffe unterlassen, da sonst keiner mehr Quartier 
erhalten wird.“ 
il 
J— 
Draußen vor der Stadt drohte der Bauer, drinnen 
aber, im alten Habsburgerschloß redete der unerbitt— 
liche, zornige Statthalter des bayrischen Pfandherrn 
donnernde Worte gegen Stände und Bürger; er war 
bereits so mißtrauisch geworden, daß ihm alle ins— 
gesamt Aufrührer schienen. 
Die Lage war verzweifelt. 
Aber am 18. Juli naht Erleichterung. Maximilian 
von Bayern denkt an die Unglücklichen zu Linz, will 
ihnen zu Hilfe kommen. Sechs Schiffe mit Lebens— 
mittel, Soldaten und Geschützen schwimmen die mit 
Hochwasser gehende Donau nach Linz herab. Und sie 
kommen durch! 
Im Dunkel der Nacht gelingt es ihnen, den Wa— 
hen der Bauern zu entwischen und die doppelte 
Sperrkette, welche die Bauern bei Neuhaus über die 
Donau gezogen hatten, zu sprengen. Die Landung 
der Schiffe in Linz wollen die Bauern natürlich mit 
allen Kräften verhindern — bei diesem Gefecht wird 
der Christoph Zeller von den Kugeln der Bayern er— 
schossen. Wieder hat sich der Schnitter Tod einen der 
zegabtesten Führer geholt. Zeller wird neben seinem 
Schwager Fadinger in Eferding begraben. 
Linz verproviantiert und wieder ein Führer tot! 
Die Herzen der Bauern kochen in Wut und Rache— 
gelüsten! 
Schon am 20. Juli beschließt Willinger mit dem 
Hauptmann Hamel, einem katholischen Bürger aus 
Schwanenstadt, und anderen Hauptleuten im Kapu— 
zinerkloster vor Linz den Sturm; durch Zank wird er 
verhindert; schon regt sich langsam der Zwist der 
Führer; Hamel und Ruprecht streiten miteinander, 
wer zuerst angreifen soll. Am nächsten Tag kommt 
es doch dazu. Willinger ruft die Bauern noch auf, sich 
ritterlich zu halten. 
Um zehn Uhr abends rücken sie an. Hamel führt 
eine große Schar zu dem „Schulertürl“ und „Welser 
Tor“ in der Nähe des Pfarrhofes zum Sturm, die 
Donaubauern greifen die Schanzen beim Schloß an. 
Herberstorf hat von dem Vorhaben der Bauern 
Kenntnis erhalten und seine Vorkehrungen getroffen. 
Er schrieb am Tag zuvor: „Ich erwarte ihres Anfalls 
mit Verlangen und hoffe zu Gott, sie, wenn sie ein— 
mal kommen, so zu empfangen, daß sie es das andre 
Mal bleiben lassen sollen.“ Er wird auch in dieser 
Nacht für die Bauern zum bösen Geist. 
Er läßt die Geschütze versteckt aufstellen, die Mus— 
ketiere müssen sich in die Häuser zurückziehen, wäh— 
rend die Kroaten die Bauern durch eine Bresche in 
die Stadt lassen. Sechshundert Bauern können in 
Linz eindringen. 
Nun läßt Herberstorf die Kanonen in die Scha— 
ren wüten, aus den Fenstern der Häuser knattern die 
Schüsse und des Statthalters Kroaten hauen drein mit 
ihrer ganzen Wildheit und Grausamkeit. Sie reißen 
den Bauern die Bärte aus, verstümmeln die Gefalle—
	        
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